Mitteldeutsche Zeitung: Pflege der deutschen Sprache
Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung: "Deutsche Sprache nicht abschotten"
Frühjahrstagung der Akademie in Wörlitz
Halle (ots)
Wörlitz. Zu mehr Gelassenheit bei der Pflege der deutschen Sprache fordert der Präsident der in Darmstadt ansässigen Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Klaus Reichert, auf. "Eine Sprache, die sich abschottet, die das Deutsche nur behüten will, wird irgendwann steril und stirbt ab", sagte Reichert der Mitteldeutschen Zeitung (Mittwoch-Ausgabe). Durch die Verenglischung oder das Türkdeutsch drohe der deutschen Sprache keine Gefahr. "Die Sprache wird die Dinge, die sie gebrauchen kann, aufnehmen oder sie wird sie wieder abstoßen."
Eine Absage erteilt Reichert den sprachpflegerischen Aktivitäten der im Januar dieses Jahres in Köthen neu gegründeten "Fruchtbringenden Gesellschaft": "Das sind Leute, die das Deutsche unter eine Glasglocke stellen wollen. Die haben keine Ahnung von der Lebendigkeit einer Sprache, die für sich selber sorgt." Den Hallen füllenden Erfolg der Auftritte des Sprachkritikers Bastian Sick ("Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod") erklärt sich Reichert so: "Die Menschen sind aufgewacht oder sensibilisiert für die Probleme der Sprache. Ob das auf diese holzhammerhafte und sprachwissenschaftlich unzulängliche Weise richtig ist, glaube ich nicht. Wir müssen als Akademie versuchen, differenzierter und in Richtung einer Sprachkritik unseren Beitrag zu leisten." Grundsätzlich reiche es nicht aus, "von den Einwanderern zu verlangen, anständiges Deutsch zu lernen. Wir müssen es selber von unseren deutschen Kindern und Schülern verlangen. Das ist eine Aufgabe, die sich an die gesamte Gesellschaft richtet. Ich bin so altmodisch, zu sagen: Man muss wieder von den Kindern verlangen, dass sie Gedichte auswendig lernen."
Unter dem Motto "Aufgeklärte Natur" führt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vom 9. Mai bis 12. Mai ihre Frühjahrstagung in Wörlitz durch.
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