Stuttgarter Zeitung: Kommentar zur Begrenzung der Banker-Boni
Stuttgart (ots)
Zumindest am gestrigen Tag ist die EU einmal ganz nah bei den Menschen gewesen. Der Beschluss, noch immer extrem großzügige Obergrenzen bei den Bonuszahlungen einzuziehen, ist eine wichtige Antwort auf die Finanzkrise. Das Europaparlament, das in diesem Punkt in den Verhandlungen einfach nicht weichen wollte, hat sich hier als Anwalt der Bürger gezeigt. Deren Gerechtigkeitsempfinden ist nämlich zurecht gestört, wenn Banker mit dem Zehn-, Zwanzig- oder Dreißigfachen ihres Gehalts für Geschäfte belohnt werden, die dazu geführt haben, dass die Normalbürger heute über Steuererhöhungen und Leistungskürzungen die Hauptlast der Krise zu tragen haben.
Aber ist das nicht ein unzulässiger Eingriff in private Eigentumsstrukturen? Darf ein Unternehmen einem Angestellten nicht jede noch so hohe Belohnung zahlen? Ein doppeltes Nein! Denn die Freiheit des Eigentums hört bekanntlich dort auf, wo es seine gesellschaftliche Verantwortung sträflich missachtet. Und die Aussicht auf einen gewaltigen Bonus hat eben dazu geführt, dass immer riskantere Finanzprodukte entwickelt wurden. Nachhaltige Geschäftsmodelle sind dadurch finanziell unattraktiver geworden. Und abgesehen davon: es bleibt jeder Bank unbenommen, das Festgehalt seiner Angestellten zu erhöhen. Europäisch gedeckelt ist lediglich die Relation zum Fixgehalt.
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