Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Machtwechsel in Slowenien
Stuttgart (ots)
Griechenland ist kein Einzelfall. Ob Italien, Spanien oder Bulgarien: es knirscht und kracht an allen Ecken und Enden in Europas Krisengebälk. Selbst beim einstigen EU-Musterknaben Slowenien ist nun die zweite Regierung in 18 Monaten ins Aus gestolpert. Die Korruptionsvorwürfe gegen den aus dem Amt gezwungenen Premier Janez Jansa waren der Anlass, der wachsende Unmut über die rigorose Sparpolitik aber die Ursache für die erneute Personalrochade.
Slowenien galt lange als heile Wohlstandsinsel in Südosteuropa - und Vorzeigestaat. Aber nicht nur in Ljubljana sehen sich Würdenträger angesichts maroder Staatsfinanzen und Banken mit Bergen fauler Kredite zu harten Einsparungen gezwungen. Und nicht nur in Slowenien wächst die Empörung über Politiker, die ihren Schutzbefohlenen Verzicht predigen - aber selbst den eigenen Wohlstand mehren.
Mit steigenden Arbeitslosenraten und wachsender Armut schwindet die Toleranz gegen Filz und Vetternwirtschaft. Die designierte Regierungschefin Alenka Bratusek will einen Neuanfang wagen. Sie wird jedoch bald vor dem Dilemma ihrer gescheiterten Vorgänger stehen: Wie lassen sich Defizite mindern, ohne die Wirtschaft durch ein unerbittliches Sparkorsett abzuwürgen und immer mehr Menschen in Richtung Armutsgrenze zu drücken?
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