Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Telekom/Internet-Flatrates
Stuttgart (ots)
Die Meldung kommt unspektakulär daher. Die Telekom will ihre DSL-Flatrates abschaffen, volle Internet-Geschwindigkeit gibt es künftig nur bis zu einem festgelegten Datenvolumen. Danach wird das Tempo drastisch gedrosselt. Im datenintensiven Internetzeitalter wird dadurch auch der private Nutzer schnell ausgebremst. Es sei denn, er kauft sich zusätzliche Datenpakete - oder er weicht auf die telekomeigenen Dienste aus, die nicht auf das Datenvolumen angerechnet werden. Genau hierin, und nicht in der Gewinnmaximierung, liegt die eigentliche Gefahr der neuen Telekom-Strategie. Denn sie stellt die Netzneutralität infrage.
Die "guten" Daten aus dem eigenen Konzern werden kostenlos befördert, die "schlechten" der Konkurrenz, etwa den Videodiensten von Google oder der Mediathek des ZDF, kosten extra. Damit rührt die Telekom an einem Grundprinzip der digitalen Infrastruktur, dass nämlich Daten unverändert, ungefiltert und gleichberechtigt übertragen werden. Ob daraus "ein Angriff auf das Internet selbst" erwächst, wie der Blogger Sascha Lobo befürchtet, hängt davon ab, wie Konkurrenz und Kunden reagieren. Doch vielleicht erinnert sich vorher auch die Bundesregierung an ihren Koalitionsvertrag, in dem sie die "Wahrung der Netzneutralität" als Ziel bezeichnet. Daran muss sie sich messen lassen.
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