Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Tarifabschluss/Metallindustrie
Stuttgart (ots)
5,6 Prozent ergeben auf den ersten Blick ein imposantes Plus. Mit diesem Wert spürbar über der Inflationsrate wird die Kaufkraft gestärkt - das war das Kernvorhaben der IG Metall. Freilich gelten die 5,6 Prozent für 20 Monate. Das relativiert die hohe Zahl, denn selbst der öffentliche Dienst liegt nur unwesentlich unter diesem Ergebnis: Auch dort gibt es 5,6 Prozent mehr - allerdings für zwei volle Jahre.
Die Kostensteigerung für die Unternehmen hält sich wegen des langen Zeitraums in Grenzen. Allerdings wollten die Arbeitgeber die Belastung vor allem in diesem Jahr so niedrig wie möglich halten, was ihnen weniger gut gelungen ist. Ein Manko ist aus ihrer Sicht das Fehlen einer wirksamen Differenzierung - also der Option für konjunkturgeschwächte Betriebe, die Lohnerhöhung hinauszuzögern. Dies war ein erklärtes Ziel speziell der Südwest-Arbeitgeber.
Die Kompromisse der Metallindustrie sind auch Wetten auf die Zukunft - wer mehr für sich herausgeholt hat, zeigt sich erst anhand des weiteren Konjunkturverlaufs. Der hohe Abschluss von 2012 hat demzufolge eher die Arbeitnehmerseite begünstigt. Was das Münchner Pilotabkommen wert ist, wird sich daher erst im nächsten Jahr zeigen. Steht dann der nächste Aufschwung an, könnten die Metaller versucht sein, im Frühjahr 2015 wieder voll zuzulangen. Hält die Stagnation an, hätten die Bayern vieles richtig gemacht.
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