Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Italien/Berlusconi
Stuttgart (ots)
Mit dem Ausschluss Silvio Berlusconis aus dem Parlament geht in Italien eine Ära zu Ende - und es eröffnet sich eine neue, nicht weniger unruhige. Berlusconi wird sich garantiert nicht zurückziehen. Er dürstet nach Rache. Selbst wenn er kein Mandat mehr hat, und auch wenn er die Koalition - den Mehrheitsverhältnissen nach - nicht mehr sprengen kann, so verfügt er doch über genügend treu bis blind ergebene Abgeordnete, über Medienmacht und Geld, um der Regierung das Leben schwer zu machen.
In seinem Lager wird Berlusconi immer noch bejubelt. Würde jetzt gewählt, läge seine vereinte Rechte mit gut vier Punkten vor den Linken - obwohl der Chef selbst formell nicht mehr kandidieren darf.
Es steht schlimm um ein Land, dessen Politik um die privaten Affären eines Steuerbetrügers zu kreisen gezwungen ist und das nicht einmal, das zeigt die jüngste"Sonntagsfrage", den überfälligen Generationswechsel anstrebt. Berlusconi hat in den Köpfen der Italiener allzu viel verdorben; das Grundwissen über Demokratie und Gewaltenteilung ist verloren gegangen. Berlusconis junge Fans, eine ganze Generation inzwischen, kennt als Politiker nur ihn und nimmt an ihm Maß. Selbst wenn er selbst eines Tages nicht mehr sein sollte, der "Berlusconismus" wird weiterleben.
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