Stuttgarter Zeitung: Ex-Generalinspekteur Naumann: "Bundeswehr hat im Nahen Osten guten Ruf"
Stuttgart (ots)
Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, befürwortet eine Beteiligung deutscher Soldaten an einer Friedensmission im Libanon. Die Bundeswehr habe, was Stabilisierungsaufgaben anbelangt, einen guten Ruf, und sie habe im bilateralen Kontakt mit Israel viel Vertrauen aufgebaut, sagte Naumann im Interview der "Stuttgarter Zeitung" (Samstagausgabe). Die Bundesrepublik werde eher in der Kategorie der ehrlichen Makler gesehen. "So wäre ich nicht überrascht, wenn die Länder der Region sagen: Mit den Deutschen machen wir das gerne." Zur Befriedung des Libanon schlägt Naumann eine 20.000 starke Truppe unter Führung der Nato vor, die in vier bis sechs Monaten von einer EU-Truppe abgelöst wird. "Als einzige Truppe weltweit könnte die Nato-Eingreiftruppe schon fünf Tage nach Erteilung eines Mandats vor Ort sein. Ich sehe da weit und breit keine andere Truppe, die annähernd Gleiches auf die Beine stellt - und je eher sie dort ist, desto eher kann man Leben retten", betonte Naumann. Die Nato werde zu Unrecht als Instrument der USA gesehen. "Die Amerikaner könnten eine unsichtbare und unverzichtbare Rolle spielen, denn wer soll die verzugslose Luftaufklärung bringen, wer soll den Lufttransport sicherstellen?" sagte er. Im Nahen Osten werde letztendlich allein die Weltmacht Amerika respektiert.
Er fürchte nicht, dass eine Beteiligung der Bundeswehr auch mit Kampftruppen dazu führen würde, dass Deutsche und Israelis in konfrontative Stellungen kommen, sagte Naumann. Israel würde nicht mehr offensiv tätig werden, wenn die internationale Schutztruppe Angriffe auf Israel wirksam unterbinden würde. "Insofern scheint mir dieses Szenario an den Haaren herbeigezogen. Das ist der Versuch, ein Totschlagargument aufzubauen, und die Fortsetzung der in Deutschland bekannten Haltung: Ohne mich!", sagte Naumann, der bis 1999 den Nato-Militärausschuss geleitet hat. Der Bundesregierung empfahl der einst ranghöchste deutsche Soldat, "den in Betracht kommenden Organisationen diskret die Bereitschaft signalisieren, Anforderungen wohlwollend zu prüfen - ohne es an die Deutschland übliche große Glocke zu hängen". Dieses Vorgehen sichere Einfluss bei der Ausgestaltung des Mandats.
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