Staat lässt Telekommunikationsbranche im Stich
Hamburg (ots)
Am 5. März 2002 startet in Karlsruhe der größte Geldpoker des Jahres: Das Bundesverfassungsgericht verhandelt über die Aufteilung der UMTS-Milliarden. Die Länder fordern die Hälfte der Lizenzerlöse, also rund 25 Milliarden Euro. Indes steckt die Telekommunikationsbranche selbst kräftig in der Klemme: Börsenflaute, Technologiechaos und drohender Arbeitsplatzabbau. Doch anstatt der Branche Rückendeckung zu geben, wird um Milliardeneinnahmen gestritten. Die deutschen Telekommunikationsfirmen verlegen ihren UMTS-Start immer weiter nach hinten. Die Milliardenlast droht die ersten Lizenzinhaber aus dem Markt zu drängen. Um Schlimmeres zu verhindern, müssen die staatlichen Restriktionen gelockert werden, so die Mummert + Partner Unternehmensberatung.
Als Bundesfinanzminister Hans Eichel vor zwei Jahren das Ergebnis der UMTS-Versteigerung präsentierte, war er stolz: 50 Milliarden Euro! Die deutschen Betreiber hatten sich finanziell extrem engagiert. Doch der Geldregen erweist sich als Pyrrhussieg: Dringend notwendige Investitionen bleiben aus, weil den Firmen das Geld fehlt. Die Folge: Deutsche Telekommunikationsfirmen drohen im internationalen Vergleich den Anschluss zu verlieren. 2000 betrug der Beschäftigungszuwachs in der Branche noch 8,7 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 0,5 Prozent. Die Krise ist da - für 2002 stehen die Zeichen auf Stellenabbau.
Ob die Politiker erkennen, wie ernst die Lage ist, bleibt fraglich. Dabei stehen die Zeichen auf Sturm: Im Testlabor hakt die neue Technik. Schon haben T-Mobile und Viag Interkom ihren UMTS-Start auf das zweite Halbjahr 2003 verschoben. Eine Mummert + Partner-Umfrage unter 100 Top-Entscheidern der führenden Telekommunikationsunternehmen bestätigt den Negativtrend: 54 Prozent der Befragten planen bis 2004 überhaupt keine UMTS-Investitionen mehr. Auch die Vorgänger-Technologien GPRS (General Packet Radio Service) und HSCSD (High Speed Circuit Switched Data) schwächeln. Beide sind noch zu teuer und werden nicht von allen Geräten unterstützt.
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