Autohersteller greifen Kfz-Versicherer an
Hamburg (ots)
Automobilhersteller steigen in das Geschäft mit Versicherungspolicen ein - und die deutsche Versicherungsbranche wiegt sich in trügerischer Sicherheit. In fast allen Punkten sehen Versicherungen sich gegenüber der Automobilindustrie beim Vertrieb von Kfz-Versicherungspolicen im Wettbewerbsvorteil. Drei Viertel von ihnen glauben nicht an eine ernsthafte Bedrohung. Dem stehen konkrete Pläne der Autohersteller gegenüber, das eigene Versicherungsgeschäft massiv voranzutreiben: In vier Jahren soll jeder dritte Neuwagen mit einer Kfz-Versicherung des Autoherstellers ausgestattet sein. Die Autohersteller wollen vom Zugang zu den lukrativen Neuwagenkäufern profitieren. Dieser einkommensstarken Kundengruppe wollen sie langfristig auch weitere Finanzprodukte verkaufen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Topmanagement-Befragung der Mummert + Partner Unternehmensberatung, des F.A.Z.-Instituts und des manager magazins.
Die deutschen Autohersteller stehen schon lange unter Zugzwang. Das Problem: Kfz-Versicherungen wollen ihren Kostenproblemen mit einem umfassenden Schadenmanagement begegnen. Dafür schließen die Versicherer günstige Verträge vorzugsweise mit freien Werkstätten ab und lenken Unfallfahrzeuge gezielt zu diesen Partnerwerkstätten. Vermeintlich überteuerte Reparaturen in herstellergebundenen Werkstätten werden so vermieden. Die Folge: Die Automobilindustrie sieht ihr Reparaturgeschäft in Gefahr und will jetzt ihrerseits den Kunden an sich binden. Immer mehr Kunden bekommen beim Autokauf ein Komplettpaket mit Finanzierung und Versicherung - und werden dabei an die Vertragswerkstätten gebunden.
Die Folge: Das Kfz-Gewerbe wird aufgeteilt. Autohersteller binden Kunden an sich und ihre Vertragswerkstätten, Versicherungen gehen Kooperationen vor allem mit freien Kfz-Werkstätten ein. Der Kunde wird im Schadenfall je nach Police zu der einen oder anderen Partei gelotst. Autohersteller werden dabei auch neue Technologien einsetzen, etwa die Navigationssysteme in Neuwagen. Neun von zehn Entscheidern in der Autoindustrie sehen darin einen Weg, Kunden zu den eigenen Partnerwerkstätten zu führen. Versicherungen sehen ihrerseits in Kfz-Policen mit Werkstattbindung das wichtigste Abwehrmittel gegen den Wettbewerb der Autoindustrie.
Die Versicherungen hoffen noch auf Zusammenarbeit mit den Autoherstellern. Die Hälfte der Versicherungen will mit Herstellern kooperieren. Doch die Hoffnungen auf enge wie lose Kooperationen sind trügerisch. Der Grund: Der Kuchen ist aufgeteilt, da die meisten dieser Hersteller schon einen festen Versicherungspartner haben. Die Probleme verschärfen sich sogar noch: Die deutsche Assekuranz wird in Zukunft gespalten in Partner und Gegner der Automobilbranche. Die wenigen Kooperationspartner profitieren, während der Rest als Wettbewerb gegen den Einzug der Autohersteller ankämpfen muss.
Vier von fünf Autoherstellern sind sich sicher: Finanzdienstleistungen werden für die Branche an Bedeutung gewinnen. Nicht einmal ein Drittel der Versicherungen teilt diese Einschätzung. Auch sonst gehen die Einschätzungen der Lage stark auseinander. Die Assekuranz verkennt die weit reichenden Pläne der Automobilbranche. Den Anteil der Neuwagen mit herstellereigener Versicherung sehen vier von zehn Herstellern in fünf Jahren bei mindestens einem Drittel. Die Versicherungen dagegen glauben, dass dies nur einer Minderheit der Hersteller gelingen wird. Fazit: Versicherer sehen die Zukunft durch die rosarote Brille - drei Viertel glauben, dass ihre Branche sich nicht oder nur leicht verändern wird.
Versicherungen setzen auf ihr Know-how, Autohersteller auf den zugkräftigen Markennamen. Die Markenkraft ist der einzige Punkt, in dem Versicherungen den Autofirmen eine Stärke zugestehen, diesen Wettbewerbsfaktor halten die Versicherer allerdings für wenig bedeutsam. In allen anderen Disziplinen sehen Versicherer sich selbst vorn. Die Autohersteller sind realistischer: Sie sehen sich etwa bei Service, Dienstleistungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit vorn. Versicherungen sind aus ihrer Sicht vor allem in Verwaltungsprozessen ("Back-Office") besser.
Versicherungen, die auf Kfz-Policen spezialisiert sind, wollen vor allem mehr Marktanteile - Großversicherer dagegen wollen über das Kfz-Geschäft weitere Produkte an den Fahrer bringen. Dieses so genannte Cross-Selling nennen vier von fünf Großversicherern als Ziel - bei den kleinen und mittleren nur halb so viele. Die Autohersteller setzen unterdessen auf Schnelligkeit. Fast vier von fünf (79 Prozent) wollen dem Kunden schon in drei Jahren All-inclusive-Pakete bieten.
Der "Branchenkompass Kfz-Versicherungen" beruht auf einer Befragung von 50 Topmanagern bei 40 großen Versicherungen und 10 Autoherstellern. Die Studie der Mummert + Partner Unternehmensberatung, des F.A.Z.-Instituts und des manager magazins analysiert die Einschätzung der Branchenexperten zur Zukunft der Kfz-Versicherung. Zu beziehen ist der "Branchenkompass Kfz-Versicherungen" unter www.mummert.de für 500 Euro.
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Mummert + Partner Unternehmensberatung AG, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Jörg Forthmann, Tel.: 040/227 03-7787.
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