Ursula von der Leyen bei den 25. STARKE FRAUEN - STARKE WORTE: Man wächst mit den Höhen und Tiefen im Amt
Für die 25. und damit Jubiläumsveranstaltung der Reihe STARKE FRAUEN - STARKE WORTE konnte die Vorsitzende der Münchner Hanns-Seidel-Stiftung (HSS), Prof. Ursula Männle, Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen gewinnen. Sie ist in einer Reihe prominenter Rednerinnen die erste Ministerin in diesem im Wesentlichen autobiographischen Format.
Die "gelernte" Ärztin und Mutter von sieben Kindern wechselte nach Jahren in der medizinischen Forschung im Jahr 2002 endgültig in die Politik. Dort bekleidete sie herausgehobene Ämter, zunächst als niedersächsische Familienministerin, später als Bundesfamilien- und Bundesarbeitsministerin. Derzeit leitet sie als erste Frau überhaupt das Bundesverteidigungsministerium. Seit 2010 ist von der Leyen darüber hinaus stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende.
"STARKE FRAUEN - STARKE WORTE" habe das Motto, nicht "über Frauen zu reden, sondern mit ihnen", betonte die HSS-Vorsitzende Ursula Männle bei ihrer Begrüßung der rund 300 Gäste. "Hier kommen Frauen aus Politik und Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur ausführlich zu Wort und berichten über Erfahrungen, Einsichten, Erfolge und Erlebnisse." Zwei Termine hatte die Ministerin am Freitag bereits hinter sich, neben dem Auftritt bei der HSS am Abend dann noch einen weiteren. "Starke Frauen halten das aus", kommentierte Männle den engen Terminplan.
Im Gespräch mit BR-Moderatorin Stephanie Heinzeller gewährte die gebürtige Hannoveranerin von der Leyen Einblicke in ihr Privatleben, ritt durch ihre Biografie und beleuchtete, was aktuell bei der Verteidigungspolitik auf der Agenda steht.
Die Frau und Mutter von der Leyen, Einblicke ins Private:
Die Frage von Heinzeller, inwieweit von der Leyens Vater, der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, ihre Entscheidung für eine Politikkarriere beeinflusst habe, beantwortete von der Leyen so: Ihr Vater habe immer den Eindruck vermittelt, dass Politik Spaß mache und man selbst viel bewegen könne. Rezept für den Spaß an der Politik sei unter anderem gewesen, auftretende Probleme nicht mit sich nach Hause zu nehmen. Das halte sie auch so. Es sei ein großes Geschenk, Deutschland begleiten und gestaltend mitwirken zu dürfen. Bei Krisen gelte es, nach vorne zu arbeiten und sich genügend innere Kraft zu erhalten. Dazu gehöre in richtig harten Zeiten, in denen viel öffentliche Kritik geübt werde, den täglichen Pressespiegel einmal nicht zu lesen. Mit einer gewissen Distanz werde man gelassener. Außerdem gelte, dass man an den Höhen und Tiefen im Amt wachse.
Von der Leyen forderte dazu auf, dass Frauen nicht Männer kopieren, also zweitklassige Männer werden sollten, sondern lieber erstklassige Frauen. Frauen seien nun einmal anders als Männer und gerade durch die Unterschiede von Frauen und Männern kämen bei einer Zusammenarbeit der Geschlechter die besten Ergebnisse heraus. Der politische Betrieb benötige Frauen, da diese oft einen anderen Blick auf die Dinge hätten.
Als Landesministerin, Bundesfamilien- und Sozialministerin gab sie die Parole aus, dass sie sich am Sonntag ausschließlich ihrer Familie widmete.
Bei ihrem Forschungsaufenthalt in den USA habe sie bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie die Erfahrung gemacht, dass, wenn eine Gesellschaft hier zur Unterstützung bereit sei, man über sich hinauswachse. Zudem habe ihr Mann sie seit der Übernahme politischer Mandate sehr unterstützt und einen großen Teil der Haushaltsarbeit erledigt.
Dann gab es noch Erziehungstipps: Kinder hätten das Recht, sich mit den Eltern auseinanderzusetzen und das auch auszuleben. Kinder hätten auch das Recht, sich mal daneben benehmen zu dürfen, gerade in der Pubertät. Und Kinder hätten ein Recht auf ein harmonisches Zuhause. Darüber hinaus würden sich viele Geschwister unter Umständen gegenseitig erziehen.
Die Verteidigungsministerin
Was eine Verteidigungsministerin für Aufgaben hat, habe sie nach der Bitte um Übernahme des Amtes durch die Bundeskanzlerin anfänglich googeln müssen. Sie würde dieses Amt aber jederzeit wieder übernehmen, denn die Aufgabe sei ihr sehr ans Herz gewachsen. Die Bundeswehr sei "eine tolle Truppe". Es sei schon viel geschafft, dieses wolle sie aber gerne verstetigen. Sie habe selber den Wahlspruch der Bundeswehr, "Wir.dienen.Deutschland", für sich als Handlungsmaxime und Haltung angenommen. Der Schwur der Soldaten, Deutschland tapfer zu verteidigen, sei ein großes Versprechen, das durch die Gesellschaft zu würdigen sei. In diesem Zusammenhang entschuldigte sich von der Leyen für ihre pauschale Kritik Anfang Mai. Sie habe versäumt, darauf hinzuweisen, dass durch die absolut überwiegende Mehrheit der 250.000 Soldaten und Zivilbeschäftigten tadelloser Dienst geleistet werde. Dennoch habe Radikalismus in der Bundeswehr nichts zu suchen, weswegen entschieden gegen Verdachtsfälle vorgegangen werde. Die jüngsten Vorkommnisse und deren Bewältigung bezeichnete die Ministerin als schmerzhaft.
Man müsse aber auch über 61 Jahre erfolgreiche, international geschätzte und anerkannte Bundeswehr, die Bundeswehr einer vereinten Bundesrepublik, reden. Diese positive Entwicklung sei bei der Gründung der Bundeswehr 1955 nicht annähernd vorauszusehen gewesen. Nach zurückliegenden 25 Jahren Reduzierung von Finanzmitteln und Personal sei es nun an endlich an der Zeit, dass die Bundeswehr wieder wachse. Man sei noch lange nicht da, wo die Bundeswehr hin müsse.
Von der Leyen berichtete auch, dass seit 2001 Frauen bei der Bundeswehr gleichermaßen aufgestiegen seien wie Männer. Sie arbeite daran, ab Dienstgrad Oberst bzw. Oberfeldarzt/Oberstabsarzt die Schere zwischen Männern und Frauen zu schließen. Ärztinnen seien schließlich nicht schlechter als Ärzte.
Aktuell sieht die Ministerin drei große Handlungsfelder in ihrem Resort. Zum einen müsse der Terror, der zur Destabilisierung der EU-Nachbarregionen, insbesondere im Nahen Osten und in Afrika führe, bekämpft werden. Dabei betonte von der Leyen die gute Zusammenarbeit mit Entwicklungshilfeminister Dr. Gerd Müller. Daneben sei eine Europäische Verteidigungsunion dringend erforderlich, die neben der NATO zu wirken hätte. Und drittens werde ein Schwerpunkt auf die Sicherung und Verteidigung der Informations-Infrastruktur gelegt, weswegen sie am Freitagmorgen auch das "Cyber Zentrum" an der Bundeswehr-Universität in Neubiberg eingeweiht hatte. Das Zentrum ist Deutschlands derzeit wohl modernstes Forschungszentrum für Sicherheit in der Informations- und Kommunikationstechnik und will künftig jedweden Cyber-Angriffen wirksam begegnen.
Über STARKE FRAUEN - STARKE WORTE
"Starke Frauen Starke Worte" startete 2010 mit Gerda Hasselfeldt. Gäste waren u.a. schon Charlotte Knobloch, Vera Lengsfeld, Regine Sixt, Serap Cileli, Christine Bortenlänger, Marion Kiechle, Christine Theiss, Bettina Reitz, Innegrit Volkhardt und Angelika Niebler. Ziel ist grundsätzlich, dass die ausschließlich weiblichen Talkgäste vor allem dem weiblichen Publikum als Vorbild und zur Inspiration dienen. Bei Ursula von der Leyen dürfte das auch dieses Mal gelungen sein. Durch die einfühlsamen Fragen von Moderatorin Heinzeller wurden Seiten an von der Leyen sichtbar, die dem breiten Publikum sonst vielleicht eher verborgen bleiben.
Pressekontakt: Thomas Reiner, presse@hss.de oder Tel. +49 (0)89 1258-500
Hanns-Seidel-Stiftung Referat I/1 presse@hss.de 089 1258 500