"Das neue Versorgungsangebot stellt einen Quantensprung in der Versorgung dar"
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Stuttgart (ots)
AOK Baden-Württemberg, Bosch BKK, MEDI Baden-Württemberg und psychotherapeutische Berufsverbände haben bessere Versorgung für psychisch Erkrankte entwickelt
MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN
Anmoderation:
Immer mehr Menschen entwickeln eine psychische Erkrankung. In Baden-Württemberg sind es rund eine Million Betroffene, die jährlich behandelt werden müssen. Nur in Bayern und Hessen treten ähnlich viele Fälle auf. Die kontinuierlich steigende Patientenzahl stellt die Krankenkassen und Therapeuten vor eine neue Herausforderung. Für die Patienten bedeutet das häufig lange Wartezeiten und unnötige Krankenhauseinweisungen. Dr. Christopher Hermann, Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg:
O-Ton Dr. Christopher Hermann
Wir sehen, dass wir immer mehr Fälle haben, wo Menschen psychisch erkrankt sind. Wir sehen das an unseren Arbeitsunfähigkeitsstatistiken. Dort haben wir rapide Steigerungsraten, gerade auch, was die Behandlung im Krankenhaus angeht. Wir haben eine massive Steigerung im Bereich der Verordnung von Medikamenten, so genannten Antidepressiva. Wir haben im letzten Jahr dort alleine 250 Millionen Euro ausgegeben. Jedes Jahr kommen da 15 Prozent dazu, das ist eine Entwicklung, die in unserer Gesellschaft so nicht mehr hingenommen werden sollte. (45)
Mit der neuen Versorgung haben die Beteiligten ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, dass - ebenso wie das AOK-HausarztProgramm - bundesweit Vorbild werden könnte.
O-Ton Dr. Christopher Hermann
Die Selektivverträge sind kein Sparmodell. Wir wollen, dass nicht Menschen auf Medikamente gesetzt werden, weil keine Hilfe im Moment für sie vorhanden ist, sondern, dass sie in Versorgung kommen und einen Therapieplatz erhalten. Das wird in der Folge dazu führen, dass wir Kosten sparen werden, aber das ist gut investiertes Geld. (0:30)
Heute gehen schon über ein Drittel aller Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit auf psychische Störungen zurück. Wer als Patient Hilfe sucht, muss mit monatelangen Wartezeiten, überlasteten Therapeuten und zu späten Diagnosen rechnen. Nicht selten entwickelt sich dann aus einer psychischen Störung ein chronischer Krankheitsverlauf. Vollkommen unnötig, betont Dr. Werner Baumgärtner, Hausarzt und Vorsitzender des MEDI-Verbundes:
O-Ton Dr. Werner Baumgärtner
Also die Brisanz des Themas ist sehr groß. Ich sag es mal offen, die Leute werden geparkt im System. Wir haben einen großen Überhang an Leuten, die auf eine Therapie warten und manche wissen noch nicht, dass sie eine Therapie brauchen, da denkt der Arzt schon dran, dass sie eigentlich eine Therapie brauchen und die kommen nicht unter. Ich denke wir werden jetzt daran gehen, diesen Überhang abzubauen. (0:28)
400 Therapeuten haben ihre Teilnahme an dem neuen Versorgungsangebot schon freiwillig zugesagt. Sie erhalten mehr Freiheiten und Zeit für eine schnellere und flexiblere Versorgung ihrer Patienten. Diplom-Psychologe Rolf Wachendorf, Vorsitzender der Freien Liste der Psychotherapeuten in Baden-Württemberg:
O-Ton Dipl.-Psych. Rolf Wachendorf
Wir führen verschiedene, neue Verfahren und Methoden ein, wir sorgen dafür, dass es eine zeitnahe akute Versorgung gibt, das ist ein großes Problem in der Versorgung. Und wir sorgen dafür, dass es eine niederfrequente Langzeittherapie gibt. Also zum einen ist die Versorgung deutlich besser, zum anderen rechnen wir damit, dass mindestens doppelt so viele Versicherte wie seither versorgt werden können. (0:18)
Bisher fehlt den Therapeuten die Flexibilität für eine individuellere und schnellere Versorgung. Ein Grund: Im Vergleich zum internationalen Standard werden in Deutschland zu wenige Therapieangebote erstattet. Ein Teil des Problems ist auch die Anzahl der Therapeuten, weiß Dr. Alessandro Cavicchioli, Landesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung in Baden-Württemberg:
O-Ton Dr. Alessandro Cavicchioli
Wir können jetzt jungen Kollegen, die ihre Ausbildung gemacht haben, die Möglichkeit anbieten, in Praxen von niedergelassenen Kollegen angestellt zu werden und zwar auch im größeren Umfang. Durch die Anstellung von Kollegen, die nur in diesem Vertrag so geht, können wir unsere Praxis ausweiten. Das geht in der Regelversorgung überhaupt nicht. (0:16)
Abmoderation:
Der Startschuss für eine schnellere, genauere und individuelle psychotherapeutische Versorgung ist gefallen. Seit 1. Juli profitieren davon alle Versicherten der AOK Baden-Württemberg, die am Haus- und Facharztprogramm ihrer Krankenkasse teilnehmen. Versicherte der Bosch BKK bekommen diese Möglichkeit ab Oktober.
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MEDI Baden-Württemberg, Angelina Schütz, 0711 80 60 79 73
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