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Arbeitskultur der Angst: Schwere Vorwürfe am weltweit größten Archiv zu NS-Opfern - Claudia Roth leitet Untersuchung ein
Berlin (ots)
Mitarbeitende bringen schwere Anschuldigungen gegen die Leitung der Arolsen Archives in Hessen vor, früher bekannt als Internationaler Suchdienst (ITS). Dem ARD-Politikmagazin Kontraste liegt ein Dossier über eine "Kultur der Angst", eine "toxische Arbeitsatmosphäre" und verbale Übergriffe vor. Zusammengestellt hat es ein Rechtsanwalt. Er hat nach eigenen Angaben mit 25 Personen gesprochen, die bei der Organisation arbeiten oder gearbeitet haben. Kontraste konnte mit einer ganzen Reihe von Betroffenen sprechen, die wesentliche Vorwürfe bekräftigt haben - darunter Personen in Führungspositionen. Verantwortlich für die Zustände machen sie die Direktorin und deren Stellvertreter.
Wer bei der Direktion einmal in Ungnade gefallen sei, den habe sie isoliert. Dem stellvertretenden Direktor werfen Mitarbeitende laut dem Dossier "psychologische Kriegsführung" vor. Die Direktorin soll Mitarbeitende im Urlaub kontaktiert haben, um ihnen Arbeitsaufträge zu erteilen, die nicht dringlich gewesen seien. Betroffene berichten von dauerhaften Angstzuständen und Panikattacken.
Laut einem Schreiben des Betriebsrats, das Kontraste vorliegt, soll die Direktion zudem einer Mitarbeiterin gekündigt haben, die sie auf Missstände bei den Arolsen Archives angesprochen hatte. Der Betriebsrat geht von einem Zusammenhang aus und hat dagegen Widerspruch eingelegt. Auch das Dossier des Anwalts berichtet von einem solchen Fall. Bei der Betroffenen soll es sich demnach um die Tochter eines Holocaustüberlebenden handeln.
Die Arolsen Archives werden von einem Internationalen Ausschuss (IA) verwaltet und finanziert aus dem Haushalt der Kulturbeauftragten der Bundesregierung (BKM). Über den Anwalt haben sich die Betroffenen Anfang März mit der Bitte um Vermittlung an den IA und die BKM Claudia Roth gewandt. Das Kontraste vorliegende Dossier ist Bestandteil eines Briefs, den der Anwalt an Roth geschickt hat.
Auf Kontraste-Anfrage teilte ein Sprecher von Roth mit, das BKM und der IA nähmen die Vorwürfe sehr ernst. Eine vom IA in Roths Auftrag eingesetzte Anwaltskanzlei soll den Sachverhalt untersuchen. "Auf Grundlage des Abschlussberichts und etwaiger Zwischenberichte der Kanzlei wird der Internationale Ausschuss über mögliche arbeitsrechtliche Konsequenzen während und nach der Untersuchung beraten und diese wenn nötig beschließen", so ein Sprecher der BKM zu Kontraste.
Im Gespräch mit Kontraste wollten sich weder die Direktorin noch ihr Stellvertreter persönlich zu den gegen sie vorgebrachten Vorwürfen äußern. Die Pressestelle der Arolsen Archives teilte mit, die Direktion sei gehalten, sich dazu nicht zu äußern, bis die Untersuchung abgeschlossen ist. "Die von Ihnen angesprochenen, anonym erhobenen Vorwürfe nehmen wir sehr ernst."
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