"Die Krise verpflichtet uns, unseren Weg neu zu planen"
Kolpingwerk Deutschland würdigt Sozialenzyklika als weitsichtigen Maßstab für die Zukunft
Köln (ots)
"Diese Enzyklika ist ein unübersehbarer Meilenstein der katholischen Sozialverkündigung", urteilt Ottmar Dillenburg, Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland. Anlässlich der Veröffentlichung von "Caritas in veritate" unterstreicht er gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden des Kolpingwerkes Deutschland, Thomas Dörflinger MdB, den weit über die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise hinaus reichenden Anspruch des päpstlichen Lehrschreibens. In einer Erklärung hebt die Spitze des katholischen Sozialverbandes insbesondere den Brückenschlag von klassischen sozial- und wirtschaftsethischen Fragen zu bioethischen Herausforderungen hervor. Eine zukunftsfähige Globalisierung sei nur dann möglich, wenn sie in umfassender Weise dem Leben diene, so Dillenburg und Dörflinger. Dafür setze Benedikt XVI. auf den Menschen als verantwortlichen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Akteur, wie auch schon Adolph Kolping eine Gesinnungsreform zum Ausgangspunkt seines sozialreformerischen Werkes gemacht habe.
Die Erklärung im Wortlaut:
Mit seiner ersten Sozialenzyklika "Caritas in veritate" liefert Papst Benedikt XVI. vor dem Hintergrund einer epochalen Finanz- und Wirtschaftskrise eine weit darüber hinausweisende christliche Zeitansage, und dies entgegen einer der katholischen Kirche bisweilen angelasteten kulturpessimistischen Einstellung in einer "eher zuversichtlichen als resignierten Grundhaltung" (CiV 21). Benedikt XVI. stellt heraus: "Die Krise verpflichtet uns, unseren Weg neu zu planen." (CiV 21) Dazu wählt er einen bislang vernachlässigten Ansatzpunkt zum Verständnis der in ökonomischen Kategorien nur unzureichend gewürdigten Krise, indem er zum Maßstab einer zukunftsfähigen Globalisierung erhebt, inwiefern sie in umfassender Weise dem Leben dient. Nach allen Krisenanalysen und eiligen politischen Rezepten, die wir in den letzten 12 Monaten gelesen und gehört haben, gelingt Benedikt XVI. so ein substanziell neuer Beitrag zu dieser Diskussion. Er verknüpft klassische sozial- und wirtschaftsethische Themen mit bioethischen Positionen, da ihnen ein gemeinsamer Kern an Herausforderungen innewohne: "Die Offenheit für das Leben steht im Zentrum der wahren Entwicklung." (CiV 28)
Damit einher geht eine zentrale Aufmerksamkeit für die Menschen in allen Regionen der Erde, die in rein strukturorientierten politischen Analysen und Rezepten buchstäblich unter Wert gehandelt werden. "Daher muss sich der Appell nicht an das Mittel, sondern an den Menschen richten, an sein moralisches Gewissen und an seine persönliche und soziale Verantwortung." (CiV 36) Es geht es um eine Gesinnungsreform des modernen Menschen, die inmitten der Industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts auch Adolph Kolping zum Ausgangspunkt seines sozialreformerischen Werkes gemacht hat, um "rechtschaffene Menschen [...], die in ihrem Gewissen den Aufruf zum Gemeinwohl nachdrücklich leben" (CiV 71). Wer sich an dieser Stelle beschwert, dass dies keine politisch operationalisierbaren Rezepte seien, dem sei nicht nur gesagt, dass die katholische Kirche sich nicht die ureigene Kompetenz der legitimen politischen Akteure anmaßen will und kann, sondern auch als eine zentrale Lehre der vergangenen Monate, dass die beste Politik und Ökonomie nicht ohne sittlich gefestigte Persönlichkeiten auskommt.
Auch wenn es auf Dauer für die von Benedikt XVI. skizzierten Herausforderungen nicht reicht, wie schon Johannes XXIII. vor fast 50 Jahren eine nicht näher bestimmte "echte politische Weltautorität" (CiV 67) zu fordern, so ist doch ihre Erwähnung für die politisch wachen Christen Signal genug, dieser Forderung mit konkretisierenden Vorschlägen weiteren Nachdruck zu verleihen. Dies sollte nicht in einer oberflächlichen Weise geschehen, in der die Enzyklika von Akteuren inner- und außerhalb der Kirche auf vermeintliche Deckung mit Positionen abgeklopft wird, die man ja schon immer vertreten habe. Vielmehr gilt es sich auf die prophetische Kraft des Textes einzulassen und seine aufrüttelnden Gedanken in Diskussionen, gesellschaftliches Engagement und politisches Handeln einfließen zu lassen. Das Kolpingwerk Deutschland ist dankbar und stolz, an dieser Aufgabe als Teil der Kirche in Deutschland mitwirken zu können.
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