Wulff zur Rechtschreibreform: Ministerpräsidenten sollen Knoten durchschlagen
Erlangen (ots)
Wenige Tage vor der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin (Beginn: 6. Oktober) fordert der niedersächsische Regierungschef Christian Wulff in einem Beitrag für die DEUTSCHE SPRACHWELT, die Konferenz solle die Rechtschreibreform widerrufen. In der heute erscheinenden neuesten Ausgabe der größten deutschen Sprachzeitung schreibt Wulff: "Wenn sich die Ministerpräsidentenkonferenz und anschließend im Lichte dieser Beratungen die Kultusministerkonferenz mit der Rechtschreibreform befassen, täten wir gut daran, endlich den Knoten zu durchschlagen und zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren. Politik muß auch in der Lage sein, Fehlentscheidungen zu widerrufen. Hierin zeigt sich wahre Größe."
Die deutsche Sprache brauche "Klarheit, Deutlichkeit und Eindeutigkeit", so Wulff. Der Gedanke Konrad Dudens, die Einheitlichkeit der Schreibung zu wahren, sollte wieder stärker in den Vordergrund gestellt werden. Wulff wandte sich dagegen, unter dem Namen Dudens Beliebigkeit zuzulassen.
Gleichzeitig warnt Thomas Paulwitz, der Schriftleiter der DEUTSCHEN SPRACHWELT, die rückkehrwilligen Zeitungsverlage vor einer Verwässerung ihrer Entscheidung. Aufgrund von massivem politischen Druck erwägen derzeit nämlich einige Verleger, den Kultusministern die Beibehaltung der reformierten Doppel-s-Regelung zuzugestehen. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff hatte am 9. September im Hessen-Fernsehen verkündet, daß sie gegen die Entscheidung der Süddeutschen Zeitung, zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren, einschreitet. Sie sagte: "Daraus wird überhaupt nichts!"
Paulwitz mahnt hingegen zu einer sachlichen Debatte: "Die Zeitungsverlage sollten sich nicht erpressen lassen. Die Doppel-s-Regelung ist hauptsächlich dafür verantwortlich, daß die heutigen Grundschüler mehr Rechtschreibfehler machen als vor der Reform." Das habe der Leipziger Professor Harald Marx in der einzigen wissenschaftlichen Untersuchung über die Folgen der Rechtschreibreform herausgefunden. Außerdem gebe es keinen Grund, einen Fehler aus dem 19. Jahrhundert zu wiederholen. Die vermeintlich moderne Doppel-s-Schreibung, von Christian August Heyse Anfang des 19. Jahrhunderts erfunden, war in Österreich 1879 eingeführt und 1902 wieder abgeschafft worden, weil sie sich schon damals nicht bewährt hatte.
Zum Beitrag Christian Wulffs für die DEUTSCHE SPRACHWELT:
http://www.deutsche-sprachwelt.de/berichte/rsr/wulff.shtml
Sieben Gründe, warum die reformierte Doppel-s-Regelung abgeschafft werden muß:
http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=125
Zur Pressemitteilung:
http://www.deutsche-sprachwelt.de/berichte/pm-2004-09-20.shtml
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