Wort & Bild Verlagsgruppe - Gesundheitsmeldungen
Notfall Medizin: Ärztinnen und Ärzte sind am Limit
Die "Apotheken Umschau" hat Medizinerinnen und Mediziner in ihren völlig überlasteten Praxen begleitet
Baierbrunn (ots)
Alltag in Deutschland: Ein Facharzttermin erst in sechs Monaten. Beim Kinderarzt geht niemand ans Telefon. Die Hausärztin arbeitet mit 70 Jahren immer noch. Was ist los bei unseren Ärztinnen und Ärzten? Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" gibt alarmierende Einblicke.
Täglich Hochbetrieb in deutschen Praxen
Beispiel Kindermedizin: Viele Eltern finden keinen Kinderarzt. Die sogenannte Bedarfsplanung für die kinderärztliche Versorgung hinkt der tatsächlichen Entwicklung hinterher. Denn die Planungen gingen lange Zeit von sinkenden Kinderzahlen aus, Faktoren wir Migration wurden nicht genügend einbezogen. Kinderärztinnen und -ärzte kritisieren auch, dass die Bedarfsplanung kaum berücksichtige, wie sich ihr Leistungskatalog etwa durch ein Mehr an Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen verändert habe. Hinzu kommt eine wachsende Zahl an Kindern, die unter Ängsten, Depressionen oder Essstörungen leiden. "Es ist ein immer höheres Maß an zeitintensiver Sozialmedizin gefragt", sagt Dr. Charlotte Schulz, Kinderärztin aus Hamburg.
Täglicher Hochbetrieb herrscht auch bei Dr. Jan Rotenberger, Internist/Nephrologe aus Wuppertal-Elberfeld: "Zurzeit ist bei uns viel los. Statt der üblichen 60 bis 80 Neupatientinnen und -patienten pro Monat sind es 150." Verschärft wird die Überlastung durch den Personalmangel. Ein Problem, das alle Praxen plagt, die die "Apotheken Umschau" bei ihrer Recherche befragt hat. Vor allem MFA, medizinische Fachangestellte, gibt es viel zu wenige. In Bremen etwa suchten acht von zehn Praxen im vergangenen Jahr erfolglos MFA; jede dritte Praxis schränkt deshalb ihren Betrieb ein. In Bayern kamen letztes Jahr laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit nur 69 arbeitslos gemeldete MFA auf 100 offene Stellen.
Situation verschärft sich in den nächsten Jahren
Dass sich die Lage bei der medizinischen Versorgung wieder beruhigt, ist nicht abzusehen - im Gegenteil. 2035 werden in Deutschland 11.000 Hausärztinnen und -ärzte weniger praktizieren als heute. Etwa 35.000 gehen in Rente, gleichzeitig kommt immer weniger Nachwuchs nach. Weniger Ärztinnen und Ärzte werden mehr Menschen versorgen müssen. Und die werden älter, haben häufiger chronische Krankheiten und brauchen vielfältige Unterstützung. "Auf diese Herausforderungen ist Deutschland bisher nicht gut vorbereitet - und das, obwohl kein anderes Land in Europa so viel Geld für das Gesundheitssystem ausgibt wie wir", resümiert die "Apotheken Umschau".
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