Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH
Technik plus Pädagogik: Wie digitale Optimalschulen erfolgreich digitale Kompetenzen bei allen Schülerinnen und Schülern fördern
Berlin (ots)
- Eine neue Studie der Vodafone Stiftung Deutschland untersucht anhand der ICILS-2018-Studie nicht-gymnasiale Schulen in Deutschland, an denen Schülerinnen und Schüler über ein überdurchschnittlich hohes Niveau an Digitalkompetenzen verfügen - Diese sogenannten digitalen Optimalschulen sind besonders chancengerecht und gleichen Leistungsunterschiede aufgrund von Geschlecht, Migrationshintergrund und sozialer Lage der Schülerinnen und Schüler aus - An digitalen Optimalschulen gehen eine pädagogisch geeignete technische Ausstattung, die Fortbildung der Lehrkräfte sowie der reflektierte Einsatz digitaler Medien Hand in Hand
In Deutschland verfügen Achtklässlerinnen und Achtklässler an Gymnasien im Durchschnitt über höhere Digitalkompetenzen als Gleichaltrige an Schulen, die keinen oder nicht ausschließlich einen gymnasialen Bildungsgang anbieten (Nicht-Gymnasien). Etwa jedem zehnten Nicht-Gymnasium gelingt es jedoch, dieses Muster zu durchbrechen und ein überdurchschnittlich hohes Maß an Digitalkompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern zu fördern. An diesen sogenannten digitalen Optimalschulen passen die technische Ausstattung, die vor allem fachspezifisch ausgerichtete Fortbildung des Kollegiums sowie der reflektierte didaktische Einsatz digitaler Medien im Unterricht besonders gut zusammen. Technisch sind diese Schulen dabei nicht umfangreicher ausgestattet als andere Schulen, aber die Ausstattungskonzepte scheinen besser auf die pädagogischen Bedarfe zu passen. Dies zeigt die Studie "Digitales Potenzial" im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland, die Prof. Dr. Birgit Eickelmann und PD Dr. Kerstin Drossel von der Universität Paderborn auf der Basis der Daten der ICILS-2018-Studie erstellt haben.
"Die Aufstockung der digitalen Ausstattung von Lehrkräften, Schülerschaft und Schulen ist dringend notwendig und überfällig", betont Inger Paus, Vorsitzende der Geschäftsführung der Vodafone Stiftung, "aber der Fokus der aktuellen bildungspolitischen Debatte auf digitale Infrastruktur greift zu kurz. Der Corona-bedingte Lockdown hat eindringlich gezeigt: Es kommt vor allem darauf an, wie Technologie pädagogisch sinnvoll genutzt werden kann. Wir müssen Lehrkräfte noch viel gezielter und praxisorientierter darin unterstützten, digitale Technologien fächerbezogen im Unterricht und zur Förderung aller Schülerinnen und Schüler einzusetzen."
Bezogen auf das Kompetenzstufenmodell aus der ICILS-2018-Studie gelingt es digitalen Optimalschulen, etwa ein Drittel (32 Prozent) ihrer Schülerschaft auf die oberen beiden von fünf Kompetenzstufen zu heben und damit einen höheren Anteil als im Durchschnitt aller Schulen in Deutschland (24 Prozent). Gleichzeitig fallen bei digitalen Optimalschulen nur etwa halb so viele Schülerinnen und Schüler (16 Prozent) auf den unteren beiden Kompetenzstufen zurück wie im bundesweiten Durchschnitt (33 Prozent). Die Erfolge digitaler Optimalschulen sind umso bemerkenswerter, als dass die seit langem im deutschen Bildungssystem festzumachenden Ungleichheiten an diesen Schulen nicht reproduziert werden. Konkret heißt dies, dass es an diesen Schulen keine signifikanten Leistungsunterschiede in den digitalen Kompetenzen nach Geschlecht, Migrationshintergrund oder der sozialen Lage der Schülerinnen und Schüler gibt.
"Die digitalen Optimalschulen zeigen, dass es auch nicht-gymnasialen Schulen gelingen kann, im innerdeutschen und auch im internationalen Vergleich mitzuhalten", kommentiert Prof. Dr. Birgit Eickelmann die Ergebnisse der Studie. "Besonders erfreulich ist, dass digitale Optimalschulen bei allen Schülerinnen und Schülern die digitalen Kompetenzen gezielt fördern und sie gleichzeitig chancengerecht sind und Bildungsungleichheiten überwunden werden. Damit können diese Schulen in doppelter Hinsicht beispielgebend für andere Schulen im Land sein", so Eickelmann weiter.
Die optimale Passung von Technologie und Pädagogik: An digitalen Optimalschulen gehen technische Ausstattung, Kompetenzen der Lehrkräfte sowie Einsatz digitaler Technologien Hand in Hand
Digitale Optimalschulen sind hinsichtlich Hardware, Software und Netzanschluss vom Umfang her weder besser noch schlechter ausgestattet als andere Schulen. Die Lehrkräfte an digitalen Optimalschulen zeigen sich jedoch im Vergleich hinsichtlich der pädagogischen Passung zufriedener mit der Ausstattung ihrer Schule. Während 62 Prozent der Lehrkräfte an digitalen Optimalschulen der Meinung sind, dass ihre Schule über ausreichende und pädagogisch passende IT-Ausstattung verfügt, sind es im Durchschnitt aller Schulen nur 47 Prozent.
Gleichzeitig setzen Lehrkräfte dieser Schulen digitale Technologien effektiver und vielfältiger ein. Zwei Drittel (69 Prozent) der Lehrerinnen und Lehrer an digitalen Optimalschulen geben an, digitale Medien zum Präsentieren von Informationen im Frontalunterricht zu verwenden und damit deutlich mehr als an allen Schulen (44 Prozent). Jedoch nutzen Lehrkräfte an diesen Schulen gleichzeitig verstärkt die Potenziale digitaler Technologien für die individuelle Förderung. Fast ein Viertel (24 Prozent) äußert, häufig oder immer digitale Medien zur Förderung einzelner Schülerinnen und Schüler oder kleinerer Gruppen im Unterricht einzusetzen und damit deutlich häufiger als an Schulen in Deutschland insgesamt (15 Prozent). "Die geschickte Kombination verschiedener Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien scheint den entscheidenden Mehrwert für das Lernen auszumachen", fasst Studienautorin Eickelmann die Ergebnisse zusammen.
Auffällig ist auch, dass Lehrkräfte an den digitalen Optimalschulen ihre Fähigkeiten für den Einsatz von digitalen Technologien besonders intensiv und gezielt weiterentwickeln. Nach Angaben der Schulleitungen bilden sich größere Anteile der Kollegien dieser Schulen im Umgang mit digitalen Medien für den Unterrichtseinsatz fort als an anderen Schulen. Dabei legen sie in ihren Weiterbildungen einen Schwerpunkt auf den fächerspezifischen Einsatz digitaler Medien. Fast die Hälfte (48 Prozent) der Lehrerinnen und Lehrer an digitalen Optimalschulen hatte sich bereits vor der Erhebung der ICILS-2018-Studie fachdidaktisch weitergebildet und an Fortbildungen zur Nutzung digitaler Medien im Fachunterricht teilgenommen. Im Durchschnitt aller Schulen in Deutschland war dies nur weniger als ein Drittel (31 Prozent). Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem für weiterführende Schulen die Professionalisierung von Lehrkräften besonders dann erfolgreich ist, wenn sie direkten Bezug zum (Fach-)Unterricht hat.
--- Methodik
Bei der hier vorgestellten Studie handelt es sich um eine Sekundärauswertung der Daten der International Computer and Information Literacy Study (ICILS 2018) (Eickelmann et al., 2019). In der ICILS-2018-Studie, deren Datenerhebung im Frühjahr und Frühsommer 2018 stattfand, kamen in Deutschland neben computerbasierten Tests zu den computer- und informationsbezogenen Kompetenzen für Achtklässlerinnen und Achtklässler (n=3.655), Fragebögen für die getesteten Schülerinnen und Schüler, Schulleitungen, IT-Koordinatorinnen und Koordinatoren sowie Lehrkräfte (n= 2.386) der beteiligten Schulen zum Einsatz. Die ICILS-2018-Daten sind für Schulen in Deutschland repräsentativ und erlauben eine Unterscheidung zwischen Gymnasien und anderen Schulformen der Sekundarstufe I, also Schulen mit nicht oder nicht ausschließlich gymnasialem Bildungsgang (kurz: Nicht-Gymnasien).
--- Über die Vodafone Stiftung Deutschland
Die digitale Welt aktiv zu gestalten, erfordert neue Kompetenzen. Wir müssen neue Technologien verstehen, Veränderungen kritisch hinterfragen und gemeinsam kreative Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts schaffen. Deshalb denkt die Vodafone Stiftung Bildung für die digitale Gesellschaft neu. Gemeinsam mit Vorreitern aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft forschen wir, engagieren uns in gesellschaftspolitischen Debatten und entwickeln innovative Bildungsangebote. www.vodafone-stiftung.de
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