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Berliner Morgenpost: Berlin kann sich über die Ifa doppelt freuen - Leitartikel

Berlin (ots)

Natürlich darf man von einer Messe keine Wunder
erwarten. Aber die Worte sind wohltuend. Bundeskanzlerin Angela 
Merkel bezeichnete die Internationale Funkausstellung (Ifa) als 
Lokomotive für die gesamte Wirtschaft in Zeiten der Krise. Seit 85 
Jahren fährt diese Lokomotive in Berlin. Und in diesem Jahr kann die 
Stadt darauf besonders stolz sein. Denn während andere 
Leistungsschauen schon vor ihrem Beginn ein bedrohliches Schrumpfen 
verkünden, ist die Ifa annähernd auf Vorjahresniveau. Gemessen an 
dem, was die Berliner binnen Jahresfrist an wirtschaftlichen 
Schreckensmeldungen verkraften mussten, grenzt genau das an ein 
Wunder.
So sehr solche Messen auch Gäste und ihre Kaufkraft in die Stadt 
bringen, eines sollte niemand dabei vergessen: Nach wenigen Tagen ist
die Freude darüber vorbei. Was allerdings anhält, ist etwas ganz 
anderes. Es ist das Bild einer modernen Stadt, das von 
Großereignissen wie der Leichtathletik-Weltmeisterschaft und eben 
auch von der Funkausstellung ausgeht. Die Leistungsfähigkeit der 
Sportler und die Innovationskraft der Unterhaltungselektronik- und 
Elektrohausgerätehersteller färben unweigerlich auf das Image der 
Stadt ab. Genau dieses Bild wird in alle Welt getragen, denn das 
Publikum kann internationaler kaum sein. Vor allem davon profitiert 
Berlin auf Dauer.
Über die Ifa kann sich die Stadt sogar doppelt freuen. Bis Mittwoch 
gibt es keinen Ort, an dem mehr technisches Know-how versammelt ist. 
Fast 1200 Aussteller warten auf Besucher, die ihre Fragen stellen 
wollen. Eine bessere Gelegenheit gibt es kaum, um sich die Welt des 
Entertainments für zu Hause erklären zu lassen. Obwohl jeder 
Hersteller weiß, dass Einfachheit ein Kaufargument ist, werden die 
Geräte nicht zuletzt, weil sie miteinander vernetzt sind, immer 
komplizierter.
Plötzlich kommt das Fernsehen aus der schnellen Internet-Leitung und 
das Internet aus dem TV-Kabel. Computer heißen nun 
Multimedia-Set-Top-Boxen und stehen im Wohn- und nicht mehr im 
Arbeitszimmer. Musik wird drahtlos von einem zentralen Speicher im 
Keller zu den Lautsprechern übertragen und per Multimedia-Handy 
ausgewählt. Im Elektronikmarkt fehlen meist die Zeit und das Wissen 
für lange Erklärungen. Genau deswegen ist die Ifa der bessere Ort 
dafür.
Dass Berlin der bessere Ort für die Ifa ist, schätzen insbesondere 
die Aussteller. Wo sonst sprechen die Menschen so deutlich aus, was 
sie meinen? Fast an jedem Messestand findet sich der ein oder andere 
Prototyp, der auf das Urteil der Verbraucher wartet. Darunter sind 
viele Kuriositäten. Das sind die besonders spannenden und auch 
lustigen Momente der Schau, in denen die Berliner sich für den Besuch
der Aussteller in ihrer Stadt revanchieren können. Die Ehrlichkeit 
der Messegäste in ihren Urteilen hat manches Unternehmen vor 
unnötigen Verlusten bewahrt, die bei einer erfolglosen 
Markteinführung unweigerlich angefallen wären.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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