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BERLINER MORGENPOST: Kommentar zu Thailand

Berlin (ots)

Thailands Rothemden waren friedlich singende Demonstranten. Sie sind für die Demokratie auf die Straße gegangen und haben geduldig ausgeharrt, als ihre Anführer sie immer weiter angestachelt haben. Viele von ihnen haben ihr Hab und Gut verkauft, um die Reise in die große Stadt zu bezahlen. Sie brachten sogar ihre Kinder mit, weil sie dachten, damit das Richtige zu tun. Sie waren entschlossen, sie waren unbeugsam, sie waren sogar starrsinnig. Aber sie waren keine Terroristen. Nun aber, nach dem schwarzen Donnerstag, dem großen Showdown in der Stadt der Engel, nachdem viele ihr Blut vergossen und ihre Führer kapituliert haben, da fühlen sie sich verraten und verkauft. Die Stimmung ist komplett und unwiderruflich gekippt. Die meisten der Regierungsgegner, die seit Ostern im Zentrum der Hauptstadt campiert hatten, sind einfach nur traurig, enttäuscht und frustriert. Doch einige sind in rasende Wut verfallen. Sie plündern und brandschatzen, verwüsten und verletzen. Sie werfen Molotowcocktails in Einkaufszentren und ziehen wild um sich schießend durch die Straßen, als gäbe es kein Morgen. Ausgangssperre und Ausnahmezustand in weiten Teilen des Landes können hier nur einen Deckel auflegen, doch darunter kochen die Emotionen weiter. Noch viel gefährlicher aber für das Land des Lächelns sind jene militanten Regierungsgegner, die nun in den Untergrund gehen. Schon jetzt zeigt sich, dass die ersten Guerillaaktionen offensichtlich von langer Hand geplant waren. Sabotageakte, unterbrochene Elektrizität. Ein Teil der Rothemden hat sich in Splittergruppen aufgeteilt, die nicht aus spontaner Wut, sondern aus kaltem Kalkül agieren. Gut möglich, dass es Ex-Premier Thaksin ist, der sie aus dem sicheren Ausland voller Rachsucht dirigiert. Die Gefahr ist real: Thailand droht ein grimmiger, womöglich langwieriger Guerillakrieg. Das brennende Bangkok kann einen Flächenbrand im ganzen Land entzünden, bei dem es nur weniger Einzelner bedarf, um immer wieder neue Funken zu zünden. Und inzwischen sind es tatsächlich terroristische Taktiken, die diese Splittergruppen anwenden. Die Mehrheit der Rothemden aber, die kleinen Leute mit den großen Idealen, sind die eigentlichen Verlierer der vergangenen Schlacht. Was als gelenkter und von Ex-Premier Thaksin bezahlter Protest begann, ist in den letzten Wochen und Monaten zu einem umfassenden politischen Widerstand herangewachsen. In einem buddhistischen Tempel hatten Hunderte der Demonstranten Zuflucht gesucht, als das Militär am Mittwoch anrückte. Männer, Frauen und Kinder. Gestern kamen sie verängstigt und gebrochen daraus hervor. Was bleibt ihnen noch? Ihre Träume sind in Rauch aufgegangen.

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