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BERLINER MORGENPOST: Diesem Schritt gebührt Respekt/ Ein Kommentar von Jochim Stoltenberg

Berlin (ots)

Ein wie reuiger Sünder Uli Hoeneß wirklich ist, das weiß nur er allein. Aber mit seiner Erklärung, auf alles weitere juristische Taktieren zu verzichten, hat er das einzig noch verbliebene Richtige getan. Er hat in der bittersten, allein von ihm zu verantwortenden Niederlage seines Lebens doch noch einmal Größe gezeigt und sich ohne quälende Verlängerung in das Unvermeidliche gefügt. Um im sportlichen Bild zu bleiben, hat der frühere Nationalspieler, dann Macher und Präsident des erfolgreichsten Fußballklubs Deutschland sein Spielfeld erhobenen Hauptes verlassen.

Das zumindest ehrt ihn, ohne seine Schuld zu mindern. Es sollte auch denen Respekt abnötigen, die weiter glauben, sich rachsüchtig an ihm abarbeiten zu müssen. Es geht nicht um Mitleid für den Millionen-Zocker und Steuerbetrüger, sondern darum, nicht länger nachzutreten. Nicht nur im Sport gilt die Regel, den, der am Boden liegt, nicht weiter zu traktieren. Uli Hoeneß hat sein großes Lebenswerk selbst zerstört und muss dafür zu Recht hinter Gitter. Aber damit reicht's dann auch.

Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig, weil die Staatsanwaltschaft erst in der nächsten Woche entscheiden will, ob sie ihrerseits das Urteil so hinnimmt. Am Einzug ins Gefängnis in Landsberg am Lech wird das am Ende nichts ändern. Wie lange Uli Hoeneß dann in Häftlingskleidung und als Wurstfabrikant vielleicht in der JVA-Küche zur Arbeit verpflichtet wird, entscheidet irgendwann der Anstaltsleiter. Der allein urteilt auch über eine mögliche Lockerung des Vollzugs, beispielsweise als Freigänger. All denen, die sich dann über einen vermeintlichen Promibonus für Hoeneß empören sollten, sei schon einmal vorab in Erinnerung gerufen, dass auch Egon Krenz, letzter SED-Generalsekretär, Freigänger war. Den hatten die Richter wegen mehrfachen Totschlags und Mitverantwortung für das Grenzregime der DDR 1997 zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Kommentar im Internet: www.morgenpost.de/125823964

Pressekontakt:

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Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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