BERLINER MORGENPOST: Nur das Geld tut ihnen weh!
Kommentar von Alexander Dinger zu Clans
Berlin (ots)
Kurzform: Fakt ist: Nur der Verlust des Geldes tut den Kriminellen weh. Nicht ohne Grund gibt es in kriminellen Milieus den Spruch, dass Knast Männer mache. Müssen Schwerstkriminelle aber den Verlust ihres Vermögens befürchten oder sich ein Monatsticket am Fahrkartenautomaten kaufen, ist es mit der Männlichkeit schnell dahin. Nichts schmerzt schlimmer als der Verlust der Statussymbole.
Der vollständige Kommentar: Wer die Finanzströme zum Versiegen bringt, trocknet auch die Sümpfe der organisierten Kriminalität aus. Es ist völlig richtig, dass die Staatsanwaltschaft sich auf unsicheres Terrain begibt und bei den 77 Clan-Immobilien sozusagen in einem zweiten Schritt nun auch die Mieteinnahmen beschlagnahmt. Es kann natürlich sein, dass das später in höchstrichterlicher Rechtsprechung zerpflückt wird. Aber: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Und: Die Bedenkenträger sind immer in der Überzahl. Fakt ist: Nur der Verlust des Geldes tut den Kriminellen weh. Nicht ohne Grund gibt es in kriminellen Milieus den Spruch, dass Knast Männer mache. Müssen Schwerstkriminelle aber den Verlust ihres Vermögens befürchten oder sich ein Monatsticket am Fahrkartenautomaten kaufen, ist es mit der Männlichkeit schnell dahin. Nichts schmerzt schlimmer als der Verlust der Statussymbole. Allerdings gilt die Feststellung für alle Arten der organisierten Kriminalität. Erfahrene Ermittler sagen, dass die Clan-Kriminalität vergleichbar ist mit einem mittelständischen Familienbetrieb. Die italienische Mafia-Organisation Ndrangheta ist hingegen ein milliardenschwerer globaler Konzern. Im Gegensatz zum prolligen Gehabe von Clanpaten, die mit dicker Rolex und großem Auto durch die Stadt rollen, verhält sich die kalabrische Mafia ruhig und agiert im Verborgenen. Was sie nicht gebrauchen kann, ist Aufmerksamkeit. Denn Aufmerksamkeit behindert die Geschäfte nachhaltig. Um Geldströme, die vom illegalen in den legalen Kreislauf geschleust werden sollen, zu erkennen, braucht es hoch spezialisierte Finanzexperten, was wiederum Wunschdenken ist, wenn Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften so ausgestattet sind wie es derzeit der Fall ist. Wer hier nicht schnell und im großen Stil nachbessert, wird den Kampf gegen die Kriminellen verlieren.
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