"Berliner Morgenpost": Sozialer Sprengstoff - Kommentar von Jens Anker zum Berliner Wohnungsbau
Berlin (ots)
Die Nachricht ist eine schwere Bürde für den gerade erst ins Amt gekommenen schwarz-roten Senat. Wie schon länger befürchtet, brechen die Neubauzahlen auf dem Wohnungsmarkt ein. Statt der auch in diesem Jahr angepeilten 20.000 Wohnungen werden wohl weniger als 10.000 fertig. Auch perspektivisch sieht es schlecht aus.
Nicht einmal jedes fünfte genehmigte Bauprojekt ist gegenwärtig in der Umsetzung. Die Gründe dafür sind bekannt: Die Zinswende belastet mögliche Bauherren ebenso wie gestiegene Bau- und Grundstückspreise und der Fachkräftemangel.
Der Mangel an neuen Wohnungen verschärft die Lage bei den Mieten: Sie steigen in der ganzen Stadt, jetzt auch in Bezirken, die bislang weitgehend davon verschont blieben. Kaum im Amt, ist der Senat gefordert, hier Lösungen zu finden.
Wenn es absehbar nicht gelingt, den Wohnungsbau wiederzubeleben, dann bleibt nur der Weg, endlich wirksame Hebel gegen ungebremste Mietanstiege zu finden. Der neue Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat als Wahlversprechen einen besseren Mieterschutz in Aussicht gestellt. Die Zeit drängt.
Das Problem liegt vor allem bei den Neuvermietungen, die sich bislang einer wirksamen Eingrenzung entzogen haben. Normalverdiener können sich die Innenstadt kaum noch leisten. Hier liegt enormer sozialer Sprengstoff, der für den neuen Senat in den kommenden Jahren zu einem echten Problem werden könnte.
Doch ein schneller Ausweg ist nicht in Sicht. Es wird nicht lange dauern, und die Diskussion um einen rechtssicheren Mietendeckel wird wieder hochkochen. Es wird entscheidend sein, wie der neue Senat darauf reagiert.
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