Berliner Morgenpost: Keime bleiben zu Hause
ein Kommentar von Petra Koruhn über die telefonische Krankschreibung
Berlin (ots)
Wir kennen es noch aus Corona-Zeiten: Der Hals kratzte, wir schnieften und husteten. Wie gut, dass wir nicht zum Arzt mussten, sondern einfach zum Telefon greifen konnten, um ein Attest zu bekommen. Die Gefahr, dass die Praxis wegen Verkeimung hätte schließen müssen, wäre einfach zu groß gewesen. Jetzt soll es also wieder möglich sein: Krankschreiben per Anruf. Aber was ist, wenn ich zu Hause wichtige Symptome übersehe? Und statt Erkältung schon eine Lungenentzündung habe?
Natürlich besteht immer eine Gefahr, wenn uns die Ärztin oder der Arzt nicht sieht. Doch ist nicht jeder Schnupfen oder Husten gleich ein Fall für die Intensivstation. Und viele, die sich schon einmal telefonisch krank gemeldet haben, werden wissen, dass in der Praxis nachgefragt wird, wie es einem geht.
Der kurze Draht zum Krankenschein ist eine gute Lösung: So schleppen wir keine Keime ins Wartezimmer. Wer da sitzen muss, weil er sich den Knöchel versprungen hat, muss doch bei all dem Geschniefe damit rechnen, mit mindestens einem grippalen Infekt wieder herauszugehen.
Ob die neue Regelung zum Blaumachen animiert, weil wir uns nicht dem strengen Blick von Frau Doktor stellen müssen? Wir müssen doch auch jetzt nicht sofort für den Krankenschein in die Arztpraxis: Wenn nicht anders geregelt, dürfen die meisten von uns drei Tage einfach so zu Hause bleiben.
Offen bleibt für viele die Frage, wie gesichert ist, dass sich keiner unter falschem Namen krank meldet. Deshalb gilt die Regelung vor allem für Stammpatienten. Aber noch eine weitere Frage bleibt: Wie kann es gelingen, dass die Telefonanlage in der Praxis nicht kollabiert?
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