Berliner Morgenpost: Berliner Ex-Senator Strieder will Immobilienfonds auflegen
Berlin (ots)
Berlin Die Stille währte fast ein halbes Jahr. Keine Interviews, keine Statements ungewöhnlich lange für einen Medienprofi, der mehr als acht Jahre lang Senator in der Hauptstadt war, knapp fünf Jahre an der Spitze der Berliner Sozialdemokraten stand. Anfang April trat Peter Strieder wegen der Tempodrom-Affäre bekanntlich zurück. Ich sage nichts, fuhr er Journalisten seither an. Und wenn die Presse doch berichtete, musste mit Gegendarstellungen oder Unterlassungsbegehren gerechnet werden. Doch das Schweigen hat nun ein Ende. Schließlich ist Strieder als Partner bei der größten deutschen PR-Agentur ECC Kothes Klewes seit dem 1. August für Public Affairs zuständig ein Job, der dem selbst ernannten Kommunikator mittlerweile sichtlich Freude macht. Das Business bringt richtig Spaß, strahlt er vom Urlaub noch leicht gebräunt. Gemeinsam mit dem früheren NRW-Europaminister Detlev Samland, der 2001 wegen einer Steueraffäre zurückgetreten war, soll er im ECC-Büro am Hausvogteiplatz vor allem Projekte im Rahmen von Public Private Partnerships voran bringen also private Investoren für öffentliche Bauvorhaben suchen. Dass dies dem 52-Jährigen Strippenzieher nicht sonderlich schwer fällt, war vorauszusehen. Ein erstes konkretes Projekt ist jedenfalls gefunden: Strieder will Partner zusammen bringen, die künftig neuartige geschlossene Immobilienfonds auflegen. Das Prinzip solcher bundesweit über die Städte verteilter Kommunalfonds: Sie sammeln Gelder von privaten Kapitalanlegern ein, die anschließend in die Sanierung und Modernisierung von öffentlichen Wohnungsbeständen gesteckt werden. Damit würden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, lächelt Strieder verschmitzt als Ex-Bausenator wohl wissend, dass die kommunalen Wohnungsgesellschaften kaum noch Geld haben, um ihre teils arg heruntergekommenen Bestände wieder auf Vordermann zu bringen. Springen von privaten Anlegern finanzierte Fondsgesellschaften ein, fallen die Kosten den klammen Kommunen nicht zur Last, behalten aber gleichzeitig ihren Einfluss auf den Wohnungsmarkt. Ein Verkauf wie etwa der der hoch verschuldeten GSW an den US-Investor Cerberus und damit der Kontrollverlust über die soziale Stadtentwicklung wäre nicht mehr notwendig. Der Immobilienfonds, erläutert Strieder, würde das Erbbaurecht erwerben, die Sanierung auf eigenes Risiko bezahlen und über Steuervorteile (Denkmal-Afa) und Generalmietverträge ansehnliche Renditen erwirtschaften. Die Wohnungsgesellschaften wiederum bekommen unter anderem den gesamten Erbbauzins aus 35 Jahren Laufzeit sofort ausbezahlt und kassieren zudem zehn Prozent Rendite über einen fixierten Rückkaufpreis. Moderne Wohnungen in modernen Städten ist vor dem Hintergrund zunehmender Leerstände in schrumpfenden Städten das Thema der Zukunft, sagt Strieder. Mit diesem Modell blieben kommunale Wohnungsgesellschaften wettbewerbsfähig. Auf der Immobilienmesse Expo Real in München will er sein Konzept nächste Woche vorstellen. Dass geschlossene Immobilienfonds im Mittelpunkt des Berliner Bankenskandals standen damit hat Strieder kein Problem. Wir streben ein völlig anderes Anlageprodukt an, vor allem ein seriöses. Der absehbaren Anklage wegen der Tempodrom-Affäre sieht Strieder völlig gelassen entgegen. Selbst spricht er von einem politischen Prozess. Doch diesem Thema weicht er lieber aus, schweift ab und schwärmt, wie schön es doch sei, aus der Tretmühle der Politik heraus zu sein. Er genieße es, Politik nicht mehr kommentieren zu müssen. Und noch schöner sei ein total aktenfreies Wochenende in seinem Ferienhaus in der Prignitz.
ots-Originaltext: Berliner Morgenpost
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