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Kletterprotest beim Holzkonzern Ziegler in der Oberpfalz

Kletterprotest beim Holzkonzern Ziegler in der Oberpfalz
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Hände weg von den rumänischen Wäldern!

Für den Schutz der rumänischen Wälder demonstrieren ROBIN WOOD-Aktivist*innen seit heute Morgen bei der Ziegler Group in Plößberg (Landkreis Tirschenreuth) in der bayerischen Oberpfalz. Vor die Fassade der Unternehmens-Zentrale hängten Kletter*innen ein Banner mit der Forderung: „Ziegler, Hands off Romanian Primary Forests!“ („Ziegler, Hände weg von rumänischen Primärwäldern!“).

Die Ziegler Group (Gesamtumsatz in 2022: 1,05 Milliarden Euro) besitzt in Plößberg eines der größten Sägewerke Europas – und expandiert weiter: Im August 2023 übernahm das Unternehmen ein Sägewerk im rumänischen Sebes (Kreis Alba). Die ZG Timber Sebes SRL verarbeitet dort bis zu 1,45 Millionen Festmeter Holz pro Jahr zu Schnittholzprodukten und zu Pellets und zählt zu den größten holzverarbeitenden Betrieben Rumäniens. Das Sägewerk liegt im Zentrum der Holzindustrie im Süden der Karpaten, wo sich auch die letzten großen zusammenhängenden Naturwälder Europas befinden.

Diese ökologisch besonders wertvollen Wälder Rumäniens sind in allergrößter Gefahr. Das Problem: illegale Abholzung und Misswirtschaft, sogar in Natura-2000-Gebieten, die unter dem Schutz der EU stehen. Das Problem ist bekannt. Deshalb hatte die EU-Kommission bereits vor rund vier Jahren ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumänien eingeleitet und damit die rumänischen Behörden aufgerufen, ihren Verpflichtungen zum Schutz ihrer Natura 2000-Gebiete gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie nachzukommen. Trotzdem geht die Abholzung geschützter Wälder in erschreckendem Ausmaß bis heute weiter, so dass eine Klage der EU-Kommission vor dem europäischen Gerichtshof gegen das Land überfällig ist.

Ziegler scheint das nicht zu scheren, das Unternehmen gibt sich selbst umweltbewusst. „ Auch in Rumänien achten wir auf kurze Wege. Daher beziehen wir unser Holz aus dem Umland von Sebes“, heißt es auf der Firmen-Website. „ Unser Holz stammt zudem aus zertifizierten Wäldern. Es ist ausgeschlossen, dass Bäume aus nationalen Schutzgebieten verarbeitet werden.“

Doch ein Sägewerk in Rumänien zu kaufen, das sein Holz in den Wäldern der Karpaten erwirtschaftet, die großteils Natur- und Urwälder sind und unter dem Schutz der EU stehen, birgt große Risiken. „Gerade Ziegler mit seiner großen Verantwortung als globaler Player im Holzhandel muss jetzt die Notbremse ziehen. Sonst fällt sein Öko-Image zusammen wie ein Kartenhaus und Ziegler gefährdet mit seinem Expansionsstreben die letzten Urwälder Europas“, sagt ROBIN WOOD-Waldreferentin Jana Ballenthien.

Der Vorbesitzer des Werkes in Sebes – HS Timber, zuvor bekannt als Schweighofer – war vor einigen Jahren in illegale Holzgeschäfte verwickelt und musste sich deshalb auch vor Gericht verantworten. HS Timber hatte daraufhin sein System der Rückverfolgung des – von lokalen Partnern eingekauften – Holzes verbessert. Ziegler setzt hingegen nun wieder auf das vormalige, korruptionsanfällige, staatliche Kontrollsystem. Dadurch lässt sich nicht sicher ausschließen, dass illegal in Natur- und Urwäldern geschlagenes Holz in den Betrieb kommt.

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Ergänzung vom 14.03.2024:Das Unternehmen Ziegler Holzindustrie hat ROBIN WOOD seine Sicht auf das rumänische Kontrollsystem SUMAL mitgeteilt und ausgeführt „dass das SUMAL-System ein in Rumänien staatlich eingeführtes Kontrollsystem ist, das eine nachvollziehbare Rückverfolgbarkeit des Holzes ermöglicht und deshalb nicht pauschal von Ihnen diskreditiert werden sollte“. ROBIN WOOD stützt seine Kritik an SUMAL auf verschiedene Quellen wie den Report von Agent Green, der konkrete Schwächen des Systems benennt und Äußerungen des rumänischen Umweltministers.

Ziegler hat ROBIN WOOD außerdem darüber informiert, dass die Ziegler Group – über das staatliche rumänische System SUMAL hinaus – „interne Kontrollmechanismen“ etabliert hat, „um sicherzustellen, dass sämtliche Holzlieferungen den höchsten Standards in Bezug auf Rechtsmäßigkeit und Nachhaltigkeit entsprechen“. In dem Schreiben heißt es weiter: „Durch den Einsatz einer speziellen Software ist uns grundsätzlich eine umfassende Risikoanalyse aller eingesetzten Lieferanten möglich.“ ROBIN WOOD begrüßt diese Anstrengungen des Unternehmens und interessiert sich dafür, wie die Risikoanalyse und die Kontrollen ablaufen. ROBIN WOOD hat das Unternehmendaher inzwischen um weitere Informationen zu den internen Kontrollmechanismen und der Software gebeten. Des Weiteren hat ROBIN WOOD Ziegler am 7. März 2024 einen Dialog angeboten und hält dieses Angebot weiterhin aufrecht.

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Zudem landet wertvolles Holz in Form von Pellets in der Verbrennung, um Energie zu erzeugen, anstatt für langlebige Produkte verwendet zu werden. Von diesem extrem klimaschädlichen Geschäftsmodell profitiert auch Ziegler. In 2022 war die Ziegler Group bereits auf Platz zwei der größten Pellet-Produzenten der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz). Hinzu kommt nun die Kapazität der Pellet-Produktion der ZG Timber Sebes SRL. Sie beläuft sich auf jährlich 225.000 Tonnen. Die Folge: Sägerestholz, das sich gut für die Produktion von Faserdämmstoffen oder Pressholzplatten nutzen ließe, wird in riesigen Mengen verfeuert – eine Verschwendung kostbarer Ressourcen, die dem Prinzip der Kaskadennutzung zuwider läuft.

Produziert wird in Rumänien für den EU-Markt, so dass die Pellets aus rumänischen Bäumen auch hierzulande in den Handel kommen können.

„Rumäniens wertvolle Wälder zu verheizen, beschleunigt das Artensterben und treibt uns tiefer in die Klimakrise“, sagt ROBIN WOOD-Aktivistin Marit Schneider. „Das muss aufhören. Wir machen Druck auf Unternehmen in Deutschland, damit sie aus diesem schmutzigen Geschäft aussteigen.“

Kontakt:

ROBIN WOOD - Gewaltfreie Aktionsgemeinschaft für Natur und Umwelt e.V., Bundesgeschäftsstelle, Bremer Str. 3, 21073 Hamburg