Interreligiöses Gespräch zum Streitthema Schächten
Bibel TV Themenabend mit Experten aus Judentum und Islam
Hamburg (ots)
Schächten - ein höchst umstrittenes Thema, aus tierrechtlicher und aus religiöser Sicht. Der christliche Familiensender Bibel TV, der seit jeher den überkonfessionellen Dialog führt, sucht jetzt erstmals das Gespräch zwischen den Religionen. Wolfgang Severin, Bibel TV-Moderator und Theologe, spricht mit Experten aus Judentum und Islam über das Thema Schächten, also das Schlachten und Ausblutenlassen von Tieren nach religiöser Vorschrift. Das Gespräch ist Teil eines Themenabends zu jenem Handwerk, das Christen direkt zwar weniger betrifft, aber seine Wurzeln in der Bibel, im Alten Testament hat. Sendetermin ist Donnerstag, der 20. Oktober.
Zu Beginn des Themenabends um 20.15 Uhr zeigt Bibel TV die Dokumentation "Auf Messers Schneide - Schächten in Europa". Sowohl Juden als auch Muslime dürfen nach ihrem Glauben nur geschächtetes Fleisch essen. Die Dokumentation zeigt auf, welche Stellen in der Bibel und im Koran den Genuss von Blut verbieten. Außerdem stellt sie dar, was das Schächten aus medizinischer Sicht für Tiere bedeutet. Befürworter des Schächtens aus Judentum und Islam kommen ebenso zu Wort wie Tierschützer, die strikt ablehnen, dass Tieren ohne Betäubung mit einem Messer der Hals aufgeschnitten wird, woraufhin diese ausbluten und sterben.
Um 21 Uhr folgt "Bibel TV das Gespräch - Schächten". Wolfgang Severin spricht darin mit der jüdischen Publizistin und Tierethikerin Dr. Hanna Rheinz sowie mit Yusuf Calkara, Muslim und Leiter des Europäischen Halal-Zertifizierungsinstituts. 'Halal' bedeutet rein, die Juden sprechen von 'koscher'.
Severin geht zunächst auf die Rechtslage in der Bundesrepublik ein, er sagt: "In Deutschland ist Schächten verboten, es kann aber aus religiösen Gründen auf Antragstellung hin genehmigt werden."
Religiöse Gründe fürs Schächten gibt es sowohl im Judentum als auch im Islam: Weder Juden noch Muslime dürfen Blut essen. Mit einem Unterschied allerdings, wie Yusuf Calkara sagt: "Das Restblut im Fleisch dürfen wir verzehren." Juden dagegen ist selbst das untersagt. Laut Dr. Rheinz ergibt sich daraus ein Problem: "Es gibt keine Methode, bei der man ein Tier so tötet, dass am Ende keine Blut-Restpartikelchen da sind. Jemand, der das wirklich ernst nimmt, kann eigentlich gar kein Fleisch essen. Wenn man das genau betrachtet, muss man Vegetarier sein."
Einig sind sich die beiden in dem Punkt, dass die Tiere nur so wenig wie möglich leiden dürften. Das gelte in körperlicher wie auch in seelischer Hinsicht. Vor diesem Hintergrund erwiesen sich große Schächtbetriebe als problematisch, wie Dr. Rheinz erläutert: "Dass man zigtausende von Tieren im Akkord schächtet, ist in der Tora überhaupt nicht vorgesehen, im Gegenteil: Das eine Tier dürfe des anderen Tieres Todesangst nicht sehen." Sie stellt klar: "Das Rekordschlachten nach jüdischem Ritus ist eigentlich nicht koscher .... Man darf Tiere nicht quälen, man soll sie so schonend wie möglich schlachten. Das heißt heute eigentlich technisch: nur noch mit elektrischer Kurzzeitbetäubung." Genau das werde jedoch nicht gemacht. Begründung: Das Tier könne aufwachen, Verletzungen erleiden, das Fleisch sei dann nicht mehr koscher, kurzum: "Es entstehen sehr viele Probleme, die man technisch noch nicht hat lösen können."
Wie es im Islam ums Betäuben steht, erklärt Muslim Calkara: "Im Islam ist wichtig, dass das Tier während der Schlachtung am Leben sein muss. Wenn das gewährleistet ist, dann darf es betäubt werden." Allerdings: "Die Betäubung ist keine Verpflichtung." Wer betäuben möchte, dürfe das tun; wer es ablehne, dürfe es bleiben lassen.
In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht die Ausnahmegenehmigungen zum Schächten mit Hinweis auf das Grundrecht der Religions- und Glaubensfreiheit prinzipiell bestätigt. Der Ausgleich mit dem entgegenstehenden Tierschutzrecht sei aber so herzustellen, dass beides Wirkung entfalten kann.
Sendetermine: "Auf Messers Schneide - Schächten in Europa" Donnerstag, 20.10.11, 20.15 Uhr Bibel TV das Gespräch - Schächten Donnerstag, 20.10.11, 21.00 Uhr, und anschließend in der Mediathek rund um die Uhr abrufbar: www.bibeltv.de/mediathek
Bibel TV sendet seit neun Jahren. Der Hamburger Sender ist über den Satelliten Astra (Frequenz 12552 MHz, vertikal) europaweit zu empfangen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sendet Bibel TV auch im digitalen TV-Kabel und über IPTV (DSL), in Deutschland zusätzlich über DVB-T (digitales Antennenfernsehen). Bibel TV bringt ein vielfältiges christliches Programm mit Filmen, Diskussionsrunden, Interviews, Reportagen, Kinderprogrammen und vielen Musiksendungen. Die gemeinnützige GmbH hat 16 Gesellschafter, die katholische und evangelische Kirche sind zusammen mit 25,5% beteiligt. Hauptgesellschafterin ist die Rentrop Stiftung.
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