Köln gewinnt den History-Award 2006 von THE HISTORY CHANNEL®:
Geschichtspreis für das Projekt "Navajos und Edelweißpiraten - Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933-1945"
München (ots)
Der diesjährige Geschichtspreis von THE HISTORY CHANNEL geht an das Kölner Projekt "Navajos und Edelweißpiraten - Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933-1945". Damit setzt sich das Kölner NS-Dokumentationszentrum mit seiner Einreichung zum History-Award 2006 gegen rund einhundert Städte aus elf Bundesländern durch. Neben dem Kölner Projekt befanden sich in der Runde der zehn Finalisten Projekte aus den Städten Dortmund, Hamburg, Heilbronn, Karlsruhe, Mannheim, Nürnberg, Straubing, Wetzlar und Wuppertal. Hamburg belegt mit dem Projekt "Ballinstadt" den zweiten und Nürnberg mit dem Projekt "Albrecht Dürer-Stadt" den dritten Platz in der Bewertung durch die Jury. Der History-Award für den Sieger wird Ende Oktober in Köln verliehen.
Zum Thema des Wettbewerbs "Persönlichkeiten - Städte - Geschichte" wurden Projekte gesucht, mit denen an je eine Person oder Personengruppe erinnert wird, deren Leistung, Lebensweg oder Schicksal besonders bedeutsam waren. Weder die Größe der Stadt oder des Projekts, noch der Grad der Bekanntheit der betreffenden Person oder Gruppe spielten eine Rolle bei der Bewertung. Wichtig war und ist die möglichst kreative und innovative Herangehensweise an die jeweilige Thematik. Das maßgebliche Ziel, das der HISTORY CHANNEL mit seinem zu jährlich wechselnden Themen ausgeschriebenen Geschichtspreis verfolgt, ist die Anerkennung von Bemühungen um das Thema Geschichte und um die Vermittlung derselben an die Bevölkerung. Der Schirmherr des diesjährigen History-Awards ist der Präsident des Deutschen Städtetages, Christian Ude. Unterstützt wird der Geschichtspreis in diesem Jahr von T-Online Video on Demand, dem Partner des History Channel.
Das Projekt des Kölner NS-Dokumentationszentrums, "Navajos und Edelweißpiraten - Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933-1945", befasst sich mit Kölner Jugendgruppen, die sich bewusst abseits der Hitlerjugend zusammenfanden und jugendliches Verhalten anders interpretierten als es das Regime vorgab. Die aktive Erinnerung an diese Jugendgruppen und deren vom unpolitischen bis hin zum Widerstand reichenden Verhalten hat sich das NS-Dokumentationszentrum seit 2004 zur Aufgabe gemacht. Adressat dieser Arbeit sind die heutigen Jugendlichen, weswegen die "jugendkompatible" Aufarbeitung der Thematik im Vordergrund steht. Die Arbeit hatte zudem eine Impuls gebende Wirkung für die wissenschaftliche Forschung.
Einige Elemente des vielseitigen Projekts sind im Internet aufbereitet und können unter anderem auf den folgenden Seiten besucht werden: www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss; www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0411_schanghai_neu; www.edelweisspiratenfestival.de; www.eg.nsdok.de; www.nsdok.de
Der als Jury eingesetzte wissenschaftliche Beirat des HISTORY CHANNEL um Guido Knopp (ZDF), Helmut Markwort (FOCUS) und Universitätsprofessoren aus München, Linz und Zürich sowie dem Dokumentarfilmer und Autor Robert Hültner begründete seine Entscheidung für das Projekt aus Köln unter anderem folgendermaßen:
Guido Knopp, ZDF: "Mit ihrem historischen Projekt 'Navajos und Edelweißpiraten - Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933-1945' schlägt Köln eine Brücke zwischen heutiger Jugend und der Generation der Groß- und Urgroßeltern. Das Zeitzeugenprojekt 'Erlebte Geschichte' sammelt die Erfahrungen der älteren Bürger Kölns während der Jahre des Nationalsozialismus und arbeitet damit ein wichtiges Stück Stadtgeschichte auf. Mit den Musikprojekten, der Neu-Interpretierung der historischen Lieder durch zeitgenössische Musiker und dem 'Edelweißpiratenfestival', gelingt es, junge Kölner anzusprechen und für die Geschichte ihrer Stadt zu interessieren."
Helmut Markwort, FOCUS: "Das doppelte Anliegen des Projekts der Stadt Köln nimmt den Zuschauer/Zuhörer/Leser und Wanderer für das Projekt ein. Viel zu wenig erfahren wir, dass es auch im Dritten Reich junge Menschen gab, die sich dem Druck des Regimes widersetzten. "Navajos" und 'Edelweißpiraten' lebten nicht angepasst, sie verweigerten sich den Regeln und Normen der Hitlerjugend. Die Recherchen zum Widerstand der jungen Leute von damals zeigen aber auch, dass solches Verhalten nicht an eine bestimmte Epoche gebunden ist. Der Drang nach Freiheit ist vielmehr ein zeitloses Phänomen der Jugend. Ausstellungen, Internetauftritt, Musik und Edelweißpiratenfestival, Zeitzeugenerinnerung und Wanderungen im Stadtteil Ehrenfeld vermitteln das Gefühl, die Haltung, den Willen und die Kraft der Jugendlichen von damals."
Prof. Nada Boskovska, Uni Zürich: "Das Kölner Projekt hat mit der Untersuchung der Jugendbewegungen in der NS-Zeit einen innovativen Forschungsbereich betreten, der gleichzeitig via Websites, Musikprojekt, Konzerten usw. publikumswirksam umgesetzt wird. Vor allem begrüßenswert ist der Ansatz, die heutige Jugend anzusprechen und sie auch aktiv und intensiv in die Auseinandersetzung mit einzubeziehen."
Robert Hültner: "Das Kölner Projekt überzeugt in mehrerer Hinsicht. Ungewöhnlich ist bereits der inhaltliche Ansatz: Die Projekte rücken die Situation von Jugendlichen unter der Nazi-Herrschaft ins Blickfeld. Sie thematisieren Aspekte der Geschichte der deutschen Jugendbewegung, dokumentieren aber auch, wie junge Menschen in dieser Zeit eine neue, kreativ-widerständige Jugendkultur schufen. Das Projekt überzeugt weiterhin durch eine Vielzahl von - teilweise wohltuend unakademischen - Präsentations- und Aktionsformen. Diese zeichnen sich nicht zuletzt durch eine temperamentvolle populärkulturelle Erdung und unverkrampfte Intergenerativität aus, was gerade jungen Menschen in der heutigen Zeit den Zugang zur Thematik erleichtert. Der Mix aus solider Dokumentation und Recherche einerseits, der unkonventionellen Popularisierung andererseits könnte für die Geschichtsarbeit anderer Kommunen durchaus beispielgebend sein. Das Projekt weist Kontinuität und Nachhaltigkeit auf."
Dr. Andreas Weinek, Geschäftsführer von THE HISTORY CHANNEL Deutschland: "Die enorme Resonanz und die Qualität der Einsendungen zeigen, dass der History-Award auf dem besten Wege ist sich in Deutschland als Geschichtspreis zu etablieren."
Über THE HISTORY CHANNEL: Der deutschsprachige HISTORY CHANNEL befasst sich 24 Stunden am Tag mit dem Thema Geschichte. Zum Programm des digitalen Pay-TV-Kanals gehören preisgekrönte Dokumentationen, Themen bezogene Doku-Serien und Spezialsendungen zu historischen Ereignissen aller Epochen und zu bemerkenswerten Persönlichkeiten. THE HISTORY CHANNEL ist weltweit in 120 Ländern und über 200 Millionen Haushalten empfangbar. Der Sender wird in 30 Sprachen ausgestrahlt und blickt auf 10 Jahre Sende-Erfahrung zurück. In Deutschland kann der HISTORY CHANNEL über Satellit und die Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland, ish, iesy und Kabel BW in allen Bundesländern abonniert werden.
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