Ferrero-Eigentümer lösen bislang verborgenes Offshore-Finanzkonstrukt auf
Frankfurt/Main (ots)
Der Süßwarenkonzern Ferrero hat nach einem Bericht der Lebensmittel Zeitung (dfv Mediengruppe) jahrelang enge Verbindungen zu einer mutmaßlichen Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln unterhalten. Wie die Zeitung unter Berufung auf von ihr eingesehene Unterlagen berichtet, schuldete eine Muttergesellschaft der Süßwarengruppe dem Unternehmen aus der Steueroase noch im Juni rund 5,64 Milliarden Euro. Im Sommer dieses Jahres gaben die Ferrero-Eigentümer das Finanzkonstrukt rund um die bislang verborgen gebliebene Offshore-Gesellschaft auf: Sie fusionierten das "Holding-Back" genannte Unternehmen aus der Karibik mit der luxemburgischen Muttergesellschaft des Süßwarenkonzerns.
Das Unternehmen "Holding-Back" hatte zuvor rund 23 Jahre lang existiert. Es hatte seinen Sitz zunächst auf den Niederländischen Antillen. Seit dem Jahr 2004 war es auf den Britischen Jungferninseln registriert. Zu seinen Geschäftsführern gehörten ehemalige Manager des Ferrero-Konzerns.
Der Zweck des Konstrukts ist dem Bericht der Lebensmittel Zeitung zufolge unklar. Ferrero ließ entsprechende Anfragen der Fachzeitung unbeantwortet. Steuerrechtler wiesen laut der Zeitung aber darauf hin, dass die Vorgänge rund um die Offshore-Gesellschaft an ein umstrittenes Steuersparmodell erinnern: Unternehmen und ihre Eigentümer machen in ihrer Heimat gelegentlich Zinszahlungen an Finanzierungsgesellschaften in Offshore-Ländern steuermindernd geltend. In den sogenannten Steueroasen sind diese Zinsen Einnahmen, auf die dort üblicherweise keine Abgaben anfallen. Neue Gesetze in vielen europäischen Ländern machen derartige Steuersparmodelle zunehmend unattraktiv.
Die luxemburgische Ferrero-Muttergesellschaft mit dem Namen Schenkenberg S.A. war allein im Geschäftsjahr 2018/2019 laut ihrem Jahresabschluss zu Zinszahlungen an "verbundene Unternehmen" in Höhe von 61,2 Millionen Euro verpflichtet.
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