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WAZ: In der SPD regt sich Widerstand gegen Afghanistan-Einsatz - Peter Gauweiler fordert Rückzug der Bundeswehr - Bundeswehrverband mahnt neue Strategie an

Essen (ots)

In der SPD-Bundestagsfraktion wächst der Widerstand
gegen den Anti-Terror-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Mehrere 
SPD-Abgeordnete äußerten gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen 
Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe) Kritik am Mandat "Operation Enduring 
Freedom" (OEF). "Wir lassen uns von Geiselnehmern nicht erpressen und
wollen uns nicht komplett aus Afghanistan zurückziehen, aber es 
spricht viel dafür, OEF auslaufen zu lassen", sagte der 
SPD-Abgeordnete Niels Annen. "Sechs Jahre nach dem 11. September den 
Anti-Terror-Krieg so weiterzuführen, ist nicht mehr überzeugend. Denn
die Resultate sind sehr ernüchternd."
Die Dortmunder SPD-Abgeordnete Ulla Burchardt sagte der WAZ: "Es 
ist Zeit, Ziele und Mittel der OEF-Mission und des Tornado-Einsatzes 
in Frage zu stellen." Burchardt verwies auf die hohe Zahl an zivilen 
Opfern. Auch die SPD-Politikerin Christel Humme sieht den OEF-Einsatz
skeptisch. "Wir benötigen eine intensive Debatte über die 
Sinnhaftigkeit des Afghanistan-Einsatzes", sagte Humme.
Kritische Stimmen finden sich auch in der Union. Der 
CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler sprach sich gegenüber der WAZ für ein
Ende der Bundeswehr-Mission aus. Die Strategie der Truppen in 
Afghanistan sei gescheitert. "Unter dem Schutz der NATO" verkomme 
selbst die Hauptstadt Kabul "zu einem Tummelplatz von Drogenbaronen 
und ihren Helfern", sagte Gauweiler. Während von Amerika faktisch 
straffrei gestellte Söldner als "private Sicherheitskräfte" in Kabul 
ihr Unwesen trieben, verarme ein Großteil der Bevölkerung. 
Provozierend fügt Gauweiler hinzu: Angesichts dieser verheerenden 
Verhältnisse sei es "fraglich, ob Widerstandshandlungen einer durch 
solche Lebensumstände geplagten Bevölkerung tatsächlich als 
,Terrorismus' eingestuft werden dürfen".
Der Bundeswehrverband forderte gegenüber der WAZ mit Blick auf 
Afghanistan ein Umdenken. "So kann es nicht weitergehen", sagte 
Verbandssprecher Wilfried Stolze. Er forderte, die internationale 
Gemeinschaft müsse ihre Strategie für Afghanistan überdenken. "Nur 
mit Soldaten sind die Probleme nicht zu lösen." Der Aufbau von Justiz
und Verwaltung müsse ebenso beschleunigt werden wie die Ausbildung 
der Polizei. "Es ist ein krasses Missverhältnis, dass wir mit 3000 
Soldaten vor Ort sind, aber nur 41 Polizisten entsenden, die Afghanen
ausbilden."
Die Taktik der Alliierten, mutmaßliche Terroristen durch 
Luftangriffe zu bekämpfen, sieht der Bundeswehrverband skeptisch. 
"Denn die hohe Zahl an Opfern unter der Zivilbevölkerung treibt die 
Menschen in die Arme der Taliban und Al-Kaida-Kämpfer", sagte Stolze.
Er appellierte an die Bundesregierung, den Bürgern in Deutschland den
Sinn des Bundeswehr-Engagements am Hindukusch besser zu vermitteln. 
"Die Soldaten dürfen nicht den Eindruck bekommen, dass sie im Stich 
gelassen werden. Das ist unsere Hauptsorge."

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