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WAZ: CO2-Streit vor der Automesse: Die "grüne IAA" ist nur ein Traum - Leitartikel von Gerd Heidecke

Essen (ots)

Mercedes enthüllt am heutigen Dienstagmorgen
schlagartig 19 auf umweltschonend-sparsam getrimmte Modelle vor der 
Weltpresse. Auf den Laufsteg der "grünen" IAA rollt Käufliches wie 
der Smart mit Abschalt-Automatik und erst nach 2010 erhältliche 
Dieselhybrid-Pkw. Statt 300 km/h und 600 PS heißen die neuen 
Kennziffern des Wunschdenkens 99 und 119 Gramm CO2.
"Blue" und "green" und "efficient" und "eco" prangt es auf den 
Typenschildern, und Automobilverbands-Präsident Wissmann fordert ganz
entschieden und ganz Politiker die CO2-basierte Kfz-Steuer. Zehn Tage
Öko-Feuerwerk täuschen aber nicht über jahrelange Versäumnisse 
hinweg.
Da hilft auch kein Angriff der Abteilung Attacke, wenn 
Porsche-Chef Wiedeking die Grenzen der Physik herbeizitiert, um 
EU-Umweltkommissar Dimas in die Nische des Öko-Lobbyisten zu drängen.
Wer Augen hat, kann gemäß IAA-Motto schon heute in Frankfurt sehen, 
was morgen endlich einen Porsche-Geländewagen bewegt: ein einfach 
gestrickter Hybridantrieb. Der wird bei seinem Erscheinen 2009 um 
Jahre hinter handelsüblicher Toyota-Technik zurück sein.
Am Ende geht es der Überkapazitäten-gebeutelten Branche nur um 
Profite, und der ohnehin immer öfter ausbleibende Autokäufer mag eben
nicht mehr fünf Prozent in zusätzliche Spartechnik investieren. Da 
muss man schon Krösus heißen wie Toyota, um der Menschheit 100 000 
teure Vollhybride pro Jahr quer zu subventionieren - bei einer 
Weltproduktion von 57 Millionen Autos.
Dimas'sche Strafsteuervorstellungen - wie anders, bitte schön, 
als übers Geld sollte denn ein CO2-Grenzwert durchgesetzt werden? - 
bringen natürlich die Branchen-Bosse zum Griff nach dem unbewiesenen 
Totschlagargument Arbeitsplatzverlust. Gut, dass sich die Donnerstag 
zur IAA-Eröffnung eilende "Kanzlerin keiner Autos" nicht vor den 
Industrie-Karren spannen lässt.
Der Kanzlerin könnte man ins Fahrtenbuch schreiben: Sparen muss 
sich mehr lohnen. Der beste Anreiz für kleineren Verbrauch ist ein 
höherer Spritpreis und nicht ein CO2-basierter Ablasshandel bei der 
Kfz-Steuer. Die deutsche Autoindustrie sollte sich zum Beginn ihrer 
Umweltcharmeoffensive erst einmal ihre Ökounterlassungssünden 
eingestehen und sich - das ist in Zeiten drohenden Klimawandels nicht
zuviel verlangt - dafür entschuldigen. Technologie für Spar- und 
Spaßwagen gibt es am Automobilstandort Deutschland genug. So viel wie
falsche Blumen auf der IAA.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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