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WAZ: Wenn Arbeit krank macht - Seelen retten ist Chefsache - Leitartikel von Petra Koruhn

Essen (ots)

Wer arbeitet, will Geld verdienen. Ja, aber
Geldverdienen ist nicht alles.
Arbeit ist ein Segen für die Seele. Sie hat die Fähigkeit, 
Menschen glücklich zu machen. Doch Menschen werden auch krank durch 
Arbeit. Psychisch krank. Natürlich gibt es die, die am liebsten auf 
dem Sofa sitzen bleiben würden. Doch es sind wenige. Die meisten 
mögen diese erfüllten Tage, die Kollegen, das Verwirklichen von 
Zielen. Wer keine Arbeit hat, sieht oft den Sinn des Lebens 
schwinden. Arbeit kann uns aufbauen, doch sie kann uns auch 
zerstören.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Hochmotivierte 
Menschen, die in Berufen zuhause sind, die das Image des Traumberufs 
(Lokführer) oder der Erfüllung (Arzt und Lehrer) tragen - diese 
Menschen gehören zu denen, die am stärksten unter psychischen 
Erkrankungen leiden. Aber auch andere trifft es: Kassiererinnen, 
Möbelverkäufer oder Polizisten.
Wir können lange über Arbeitsbedingungen sprechen. Über 
unregelmäßige Arbeitszeiten und Überlastung. Alles ist richtig. Aber 
war Arbeit früher einfacher? Körperlich nicht. Da wurde an Hochöfen 
geschuftet, im Stahlwerk, unter Tage. Berufskrankheiten wie 
Steinstaublunge waren lebensbedrohend. Seelisch aber waren die 
meisten gesund. Sie sahen Sinn in ihrer Arbeit.
Heute beherrscht die Sorge, den Job zu verlieren, das 
Arbeitsleben. Oder die Angst, beim "Multitasking" zu patzen, und es 
einfach nicht zu schaffen: alles auf einmal und am besten alles 
sofort. Die Aufgaben werden mehr. Aber das ist kein Grund, depressiv 
zu werden. Es könnte eine Chance sein.
Statt stupides Abarbeiten wird Neues angeboten. Es wäre ein 
Erfolgsrezept der Motivation. Der Mensch ist extrem leistungs- (sogar
leidens-)fähig. Er legt sich für seine Arbeit krumm. Nicht nur einst,
unter Tage. Auch heute: Ärzte, Lehrer, Lokführer - aber auch die, die
im Büro bereit sind, Nächte durchzuarbeiten, wenn es das Projekt 
verlangt. Viele tun es gerne. Unter einer Bedingung: dass ihre 
Arbeitsleistung - und sie selbst - Wertschätzung erfahren.
Kollegen, Patienten, Kunden - wir alle können dazu beitragen, 
dass sich Menschen mit ihrem Einsatz anerkannt fühlen. In erster 
Linie jedoch ist Anerkennung Chefsache. Ein Lob ist oft mehr Wert als
Geld. Warum also loben Chefs so selten? Weil es ihnen geht wie 
vielen, weil sie oft den Menschen hinter der Aufgabe vergessen. Das 
zu ändern, ist das Rezept, Seelen zu retten.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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