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WAZ: Die Telekom und die Parteien - Ein Putsch gegen die Gesellschaft. Leitartikel von Lutz Heuken

Essen (ots)

Ein Skandal erschüttert die Republik. Die
Spitzel-Affäre bei der Telekom hat die Konzerngrenzen längst 
gesprengt. Ganz offensichtlich hat sich eine kleine Clique von 
Managern mit unglaublicher Arroganz über das Gesetz gestellt. Was da 
stattgefunden hat, ist nichts weniger als ein Putsch gegen die 
Gesellschaft. Ein Anschlag auf den Staat, der in einem demokratischen
Prozess Gesetze erlassen hat, ein Putsch gegen den Anstand und die 
Moral.
Die Strafen, die den mutmaßlichen Tätern bei der Telekom drohen, 
sind geradezu lächerlich. Den Managern mit ihren Millionen-Gagen 
drohen allenfalls Geldstrafen, die sie mit einem Lächeln aus der 
Portokasse zahlen können. Als Hartz-IV-Empfänger wird keiner dieser 
Herren enden.
Der Telekom-Eklat ist zurzeit nur der gröbste Verstoß der so 
genannten Eliten gegen die Regeln des Zusammenlebens: Handelsketten 
wie Lidl überwachen Mitarbeiter mit Stasi-Methoden. Frage: Welche 
Manager mussten gehen? Milliardäre schaffen am Fiskus vorbei ihr Geld
ins Ausland. Frage: Wer von diesen Steuerhinterziehern sitzt 
eigentlich im Gefängnis? Die Energiekonzerne häufen 
Milliarden-Gewinne an und diktieren Preise, unter denen die Menschen 
ächzen. Frage: Kann nichts und niemand diese Monopolgewinne 
verhindern?
Parallel zur wachsenden Macht der global agierenden Konzerne ist 
in den vergangenen Jahren die Propagandawelle derjenigen 
angeschwollen, die laut nach mehr Freiheit vom Staat rufen, die den 
Markt als letzte Instanz des menschlichen Zusammenlebens propagieren.
Doch der Ruf nach "Freiheit", der aus dieser Ecke kommt, dient vor 
allem einem: dem Abbau aller Kontrollen für die Mächtigen.
Die Skandale und die unbeherrschte Gier von Teilen der "Elite" 
verlangen geradezu danach, das Systems endlich zu zügeln. Sie 
verlangen nach mehr Staat. Denn die Gemeinschaft hat das gute Recht, 
Regeln aufzustellen, innerhalb derer die Marktmechanismen wirken 
können. Und sie hat das Recht, diejenigen hart zu strafen, die 
kriminell gegen diese Regeln verstoßen.
Die Parteitreffen an diesem Wochenende beweisen allerdings ein 
weiteres Mal, wie weit die Politik von solchen Problemen entfernt 
ist: Die FDP bedient mit dem Ruf nach weniger Staat mal wieder nur 
ihre eigene kleine Klientel, die SPD badet derzeit in ihrer 
Unfähigkeit. Den Kampf gegen die Putschisten, den Kampf für das 
demokratisch kontrollierte Gemeinwesen - haben die Parteien ihn schon
aufgegeben?

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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