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WAZ: Das US-Konjunkturpaket - Rettung auf Pump. Leitartikel von Markus Günther

Essen (ots)

Was ist das richtige Rezept gegen die immer
dramatischere Finanz- und Wirtschaftskrise? Einfache Antworten darauf
gibt es nicht. Aber die Art, wie die Debatte in den USA geführt wird,
stimmt eher misstrauisch als zuversichtlich, und der 
Regierungswechsel hat daran nichts geändert. Zu den Ursachen der 
Krise zählt ohne Zweifel, dass in den USA viel mehr konsumiert wurde 
als man sich leisten konnte. Und jetzt? Amerikas Konsumenten werden 
Tag für Tag dazu aufgefordert, endlich wieder mehr Geld auszugeben. 
Eine Ursache war auch sicher, dass die Banken viel zu großzügig 
Kredite vergeben haben. Doch jetzt vergeht kein Tag, an dem die 
Banken nicht dafür gescholten werden, dass sie viel zu wenig Geld 
verleihen.
Die Liste der Widersprüche ist lang. Bush, heißt es, habe den 
Etat ruiniert und enorme Schulden hinterlassen; Obama will nun noch 
viel mehr Schulden machen. Die niedrigen Zinsen haben zum 
Konsumrausch verführt, meint man; seither sind die Zinsen noch viel 
drastischer gesenkt worden. Die amerikanische Wirtschaft, so geht die
Analyse weiter, leidet unter ihren Überkapazitäten, etwa in der 
Automobilindustrie; mit staatlicher Hilfe werden diese 
Überkapazitäten nun künstlich aufrecht erhalten. Wie passt das alles 
zusammen? Das wichtigste Argument gegen diese, vielleicht etwas 
einseitige, Sichtweise lautet: Jetzt, inmitten der Krise, gelten 
andere Maßstäbe. Es geht ganz einfach um Rettung in höchster Not.
Das Argument ist überzeugend - wenn die Rechnung aufgeht. Das 
heißt: Sicher, wenn es mit den gigantischen Interventionen gelingt, 
Wirtschaft und Märkte zu stabilisieren, Arbeitsplätze zu erhalten, 
Unternehmen vor dem Untergang zu retten und die Krise zu überwinden, 
dann wird man sagen müssen, dass die staatliche Reaktion richtig war.
Allerdings wird man, selbst in diesem günstigen Szenario, einen hohen
Preis für die Rettungsaktion zahlen.
Es gibt im neuen Regierungsprogramm auch einige wenige Aspekte, 
die mehr an den Kern der Probleme rühren, also etwa Obamas 
Ankündigung, die Finanzmärkte stärker zu regulieren oder von der 
Industrie eine umweltfreundliche Modernisierung der amerikanischen 
Autos zu verlangen. Aber das sind für den Augenblick Randaspekte. Im 
Wesentlichen ist die Reaktion von Bush zu Obama, von rechts bis links
immer dieselbe: Der Staat soll Geld regnen lassen, um die 
ausgetrockneten Märkte zu beleben. Und weil das in den letzten 
Monaten völlig erfolglos war, heißt die Forderung jetzt: Wir brauchen
mehr Regen! Das kann man nur mit Skepsis und Misstrauen beobachten.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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