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WAZ: Der Vatikan gibt nach - Es bleiben viele Fragen - Leitartikel von Angelika Wölk

Essen (ots)

Ist der Papst vor Angela Merkel eingeknickt? Das ist
die entscheidende Frage in der hitzigen Debatte um die Wiederaufnahme
des Holocaust-Leugners Richard Williamson in die katholische Kirche. 
Ja, der Vatikan ist "eingeknickt", vor wem auch immer. Das 
Staatssekretariat hat, diesmal wohl nicht ohne Zustimmung des 
Papstes, auf die Kritik reagiert. Und ja, es war der richtige 
Schritt; der einzig richtige in dieser unheilvollen Angelegenheit.
Auf dieses Zeichen hat die Welt gewartet. Zwei Wochen lang haben 
Katholiken, Protestanten und Kirchen-Ferne ungläubig nach Rom 
geschaut. Sie haben mitangesehen, wie diese Debatte das Amt des 
Papstes beschädigt hat. Sicherlich, Benedikt XVI. hat sich früh und 
deutlich den Juden gegenüber erklärt, hat jede Leugnung des Holocaust
scharf verurteilt. Doch der Skandal blieb: Er hat - um die Einheit 
der Kirche zu wahren - einen unbelehrbaren Holocaust-Leugner mit 
offenen Armen willkommen geheißen.
Er, der Gelehrte auf dem Stuhl Petri, hat die politische 
Dimension seines Handelns auch nicht ansatzweise bedacht. Es zeigt, 
dass auch das Amt des Stellvertreters Gottes auf Erden nicht nur 
theologisch ausgeübt werden kann. Es ist eben auch ein durch und 
durch politisches Amt.
Nun also hat der Vatikan, hat der Papst der Welt nachgegeben. 
Wahrscheinlich beispiellos, wie vieles in diesen Tagen. Und wieder 
Ja, der Papst ist fehlbar - auch wenn sich die Wiederaufnahme der 
Traditionalisten überhaupt nicht auf die Unfehlbarkeit bezieht. 
Dieses Dogma gilt nur für Glaubensfragen. Doch die Welt hat gelernt: 
Auch ein Papst kann irren. Und er zeigt Größe, wenn er das auch 
eingesteht. Jetzt beginnt der Papst - endlich - den Schaden, den sein
Amt genommen hat, zu mindern.
Die Betonung liegt auf dem Zusatz: Er beginnt. Auch wenn der 
Skandalbischof widerruft, wenn sich die Pius-Bruderschaft zum Zweiten
Vatikanischen Konzil bekennen sollte, ist die Affäre längst nicht 
ausgestanden. Die Verletzungen auf der jüdischen Seite sind zu 
schmerzlich.
Es bleibt die Frage, wohin Benedikt eine Kirche führt, die sich 
intensiv um solch ul-trarechte Kreise bemüht. Es ist eine Kirche, die
eine so wichtige Entscheidung wie die Aufhebung der Exkommunikation 
es war, ohne die Bischofskonferenzen, autoritär von oben trifft. Und 
es bleibt die Frage: Welche Konsequenzen zieht eigentlich der Vatikan
aus der Affäre? Es sind noch viele Fragen, die auf Antwort warten.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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