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WAZ: Poker um Opel - Zwei Bieter sind besser als kein Bieter - Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Nun ist Opel zum Gegenstand eines handfesten
Pokerspiels zwischen zwei bisher bekannten Bietern geworden. Fiat und
der österreichisch-kanadischen Zulieferer-Konzern Magna wittern die 
Chance in der Krise. Auch wenn das für die Opelaner ein weiteres 
Wechselbad der Gefühle bedeutet - zwei Bieter sind besser als kein 
Bieter. Insofern haben die dunklen Wolken am Horizont in den 
vergangenen Wochen Stück für Stück den Blick freigegeben für eine 
Zukunft des traditionsreichen Autobauers. Bloß welche?
Zum besseren Durchblick gehört allerdings die Analyse: Die 
möglichen Investoren, die selbst von der Strukturkrise im Autobau 
hart getroffen sind, haben auch deshalb ein Interesse an dem 
Hersteller, weil der Preis für Opel günstig ist, weil die Regierungen
bereit sind, mit einer Milliarden schweren Mitgift in Form von 
Bürgschaften auszuhelfen. So etwas kann auch Heiratsschwindler 
locken.
Fiat-Boss Sergio Marchionne, dem angesichts der ähnlichen 
Produktpalette von Fiat und Opel die Vorbehalte der Betriebsräte und 
der Ministerpräsidenten als Standortbewahrer entgegenschlagen, hat 
einen ersten Vertrauenstest verloren. Erst stellt er, so sagt es 
jedenfalls der Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg, das Werk in 
Kaiserslautern zur Disposition, dann rudert er via Bild-Zeitung 
zurück. Das passt nicht ganz zum selbstbewussten Auftreten des 
Managers, der zu Verhandlungen im blauen Pullover einem Maserati 
Quattroporte entsteigt - ein tolles Auto, aber auch ein 
Ausrufezeichen. Dem ein Fragezeichen folgt: aus fünf bis sieben 
Milliarden Euro Bürgschaften vom europäischen Steuerzahler, 6,6 
Milliarden Euro Schulden der Italiener sowie Fiat, Chrysler und Opel 
soll ein Weltkonzern im Autobau entstehen?
Bundesregierung und Landesregierungen sind gut beraten, auf der 
Hut zu sein, die Entscheidung über den Partner dem Mutterkonzern 
General Motors zu überlassen und darauf zu dringen, dass die 
Arbeitnehmervertreter ihre starke Rolle behalten. Gerade bei Opel in 
Deutschland haben Betriebsräte für mehr Kontinuität gesorgt als das 
Management. Und natürlich ist auch den Betriebsräten klar, was es 
heißt, einen Autobauer retten zu wollen, der mit seinen Fabriken und 
Belegschaften 30 Prozent mehr Autos bauen könnte als er verkauft. 
Aber nur so kann es der Politik gelingen, den Spagat auszuhalten 
zwischen dem betriebswirtschaftlich notwendigen Abbau von Stellen und
der kaum vermittelbaren Tatsache, dass dafür Steuergeld herhalten 
muss.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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