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WAZ: Atomtest in Nordkorea - Gefährliche Provokationen - Leitartikel von Gudrun Büscher

Essen (ots)

So schnell kann's gehen. Noch vor wenigen Wochen
träumte US-Präsident Barack Obama von einer atomwaffenfreien Welt. 
Jetzt hat ihn der nordkoreanische Diktator Kim Jong-Il unsanft in die
traurige Realität zurückgeholt. Der unterirdische Atomtest, der 
zweite des bitterarmen Landes seit 2006, zeigt: Vision und Illusion 
liegen dicht beieinander.
Man könnte es sich leicht machen und Kim Jong-Il als kranken, 
Cognac trinkenden Spinner abtun, der US-Spielfilme sammelt und aus 
Leidenschaft für die Leinwand auch schon mal eine Schauspielerin 
entführt. Man könnte schmunzeln über seine Skurrilitäten, wenn es 
nicht so bitter, wenn es nicht so gefährlich wäre, wenn er nicht so 
viel Macht hätte - und vermutlich bald auch die Atombombe.
Kim Jong-Il, der "geliebte Führer", hat sein Land hochgerüstet. 
Er ist ein Phantom, kaum jemand bekommt ihn zu Gesicht, und er ist 
unberechenbar. Experten gehen davon aus, dass es noch ein paar Jahre 
dauern wird, bis das Land tatsächlich über die Atombombe verfügt; 
derzeit sind die Sprengköpfe offenbar noch zu groß für die 
Trägerraketen, über die Nordkorea verfügt. Aber das ist nur eine 
Frage der Zeit. Und vielleicht auch nur eine Frage der 
Zusammenarbeit. Man kann nicht sicher sein, dass sich die 
Schurkenstaaten dieser Welt nicht doch irgendwann zu einer 
unheilvollen Allianz zusammenfinden: Sagst du uns, wie man Plutonium 
herstellt, sagen wir dir, wie man Trägerraketen baut.
Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die "Sonne der 
Menschheit", wie Kim Jong-Il sich gerne nennen lässt, einen 
Supermarkt der Superschurken aufbauen will. Bislang folgten seine 
Raketen- und Atomtests einem eiskalten Kalkül: Sie sollten 
internationale Aufgeregtheit und Aufmerksamkeit provozieren und die 
USA zu mehr wirtschaftlicher Hilfe anspornen. Das klappte unter 
Präsident Bush auch immer. Bei Obama, mit dem der Wind des Wandels 
durchs Weiße Haus fegt, war Nordkorea bisher allenfalls eine Fußnote.
In Pjöngjang aber wird man genau registriert haben, wie Obama auf den
Iran zuging, welche Versprechungen im Raum stehen.
Kim Jong-Il plustert sich auf. Und die Staatengemeinschaft lädt 
zur Sondersitzung. Was tun mit dem "ungeliebten Führer"? Einigkeit 
ist gefragt - vor allem zwischen den USA, China und Russland. Aber 
diese Vision hat sich in der Vergangenheit auch als Illusion 
entpuppt. Und im Alleingang schafft Obama den Wandel nicht.

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Telefon: 0201 / 804-6528
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