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WAZ: Arbeit in der Kommunalpolitik - Mehr Respekt verdient - Leitartikel von Frank Preuß

Essen (ots)

Natürlich schimpfen wir gerne über all' das, was
Politiker uns zumuten. Oft genug füttern sie den Verdruss und 
schaffen es nicht einmal, sich unser Mitleid zu verdienen, wenn sie 
scheitern. Aber wie immer vernebelt ein pauschales Urteil die 
Wirklichkeit. Und darum lohnt es sich, besonders in diesen Tagen 
einen Blick auf die Arbeit all jener zu werfen, die sich am Sonntag 
zur Wahl stellen. Für die Politik nicht Beruf, aber vielleicht 
Berufung ist. Die nicht die da oben sind, sondern die nebenan.
Das sind Menschen, die ihre Freizeit opfern. Viel Zeit. Menschen,
die nach der Arbeit Akten über Bauvoranfragen, 
Umweltverträglichkeitsprüfungen oder Kinderbetreuung studieren, die 
sich mit den Fallstricken der doppischen Haushaltsführung befassen 
statt den Fernseher anzustellen oder sich mit Freunden zu treffen. 
Kommunalrecht ist vielschichtig, es ist kompliziert. Und ein 
arbeitsintensives Feld. Wenn man es denn ernst nimmt.
Im Stadtrat, in Ausschüssen oder Bezirksvertretungen gibt es 
nicht viel zu gewinnen. Nicht einmal Dank. Eine Aufwands- und 
Ertragsrechnung müsste mit beschämendem Ergebnis enden: Stundenlange 
Vorbesprechungen und Debatten werden mit Sitzungsgeldern vergütet, 
die für ein Mittagessen und eine Streifenkarte im Öffentlichen 
Nahverkehr reichen.
Der Zorn der Bürger, wenn etwas schiefläuft, den muss der 
Kommunalpolitiker vor Ort ausbaden, da gibt es kein Entkommen. Er 
muss am Wahlkampfstand unterm Schirm sogar für Entscheidungen büßen, 
die 600 Kilometer weit weg in Berlin gefällt wurden. Da macht der 
Wähler keinen Unterschied.
Der Kommunalpolitiker soll eine Stadtverwaltung kontrollieren, 
die ihm an Fachwissen überlegen sein muss, weil sie tagein, tagaus 
mit der Materie beschäftigt ist. Das muss ihn zuweilen überfordern, 
auch wenn wir ihm das nicht durchgehen lassen wollen. Was haben die 
nur entschieden, fragen wir verärgert.
Sicher, auch in Gemeinderäten putzen sich Selbstdarsteller 
heraus, nutzen manche die Bühne, um Kontakte zu knüpfen, die ihnen 
helfen, ihre Geschäfte abwickeln zu können. Und der ein oder andere 
hat schlicht nichts Besseres vor. Na und?
Man muss denen, die ihren Kopf da hinhalten, nicht täglich 
danken. Aber es wäre zynisch zu glauben, politische Arbeit verdiente 
unseren Respekt nicht mehr.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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