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WAZ: Ringen um Afghanistan - Amerika erwartet mehr von Deutschland - Leitartikel von Joachim Rogge

Essen (ots)

Seit langen Wochen brütet der amerikanische
Präsident Barack Obama mit seinem Kriegskabinett über den künftigen 
Kurs des Afghanistan-Einsatzes. Die Entscheidung rückt näher. Für 
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist der 
Zeitpunkt seines Washington-Besuchs, der am Donnerstag beginnt, daher
gut gewählt. Als drittgrößter Truppensteller hat Deutschlands Stimme 
durchaus Gewicht in der Debatte. Und die USA haben jedes Interesse, 
dass der Krieg am Hindukusch eine internationale Angelegenheit 
bleibt. Im Alleingang ist der Feldzug für Amerika nicht zu gewinnen.
Freilich: Die Hauptlast dieses Krieges tragen nach wie vor die 
USA. Und die öffentliche Debatte in Amerika kreist neben einer 
deutlichen Truppen-Aufstockung zunehmend auch um die Frage einer 
Exit-Strategie. Auch die Vereinigten Staaten sind nach acht langen 
Jahren kriegsmüde. Der Feldzug dauert zu lang und fordert längst zu 
viele Opfer in den eigenen Reihen. Jeder Monat schraubt die Zahl 
toter US-Soldaten weiter in die Höhe. Das zermürbt das Land.
Washington wird daher darauf dringen, die Lasten dieses Krieges 
noch mehr als bislang auf die Schultern seiner Partner zu verteilen. 
Auch Guttenberg wird sich bei seinen Gesprächen in der US-Hauptstadt 
darauf einstellen müssen, dass die USA in Zukunft mehr Engagement der
deutschen Alliierten erwarten. Mehr deutsche Truppen muss das nicht 
zwingend bedeuten. Die Zeit der Bush-Regierung, als allein Köpfe und 
Gewehre gezählt wurden, ist glücklicherweise vorbei. Und der Erfolg 
der Afghanistan-Mission wird nicht allein durch die Zahl kämpfender 
Soldaten bestimmt.
Auch Washington akzeptiert inzwischen die Zwänge der deutschen 
Regierung, die im nächsten Monat im Bundestag ohnehin zunächst für 
die Verlängerung des bisherigen Afghanistan-Mandats werben muss. Dass
Guttenberg wiederum unmittelbar vor seiner Abreise nach Washington 
Pläne in den Raum stellte, schon im nächsten Jahr die ersten Soldaten
aus dem Norden des Landes abzuziehen, war indes alles andere als 
geschickt. Zeitfenster zu benennen, ohne sich zuvor über den 
künftigen Kurs verständigt zu haben, nähren nur falsche Hoffnungen.

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Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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