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WAZ: Böhmers Integrationsvertrag - Papier der Ratlosigkeit - Leitartikel von Frank Stenglein
Essen (ots)
Es stimmt ja: Klassische Einwanderungsländer haben gute Erfahrungen gemacht mit symbolischen Gesten. Die Einbürgerung in den USA etwa ist kein kalter Verwaltungsakt, sondern eine feierliche Zeremonie. Den Neubürgern sieht man den Stolz an, jetzt tatsächlich dazuzugehören. Die Akzeptanz der Grundwerte und die Pflicht, sich im Alltag verständlich machen zu können, verstehen sich von selbst. Das ist hier zu Lande anders, nicht bei jedem natürlich, aber doch bei zu vielen. Ob ein Stück Papier und eine Unterschrift die fehlende innere Einstellung wettmachen? Wer nicht begreifen will oder kann, dass Zuwanderung noch zu allen Zeiten und überall auf der Welt Anpassungsbereitschaft voraussetzte, der wird sich wohl kaum von einem Vertrag beeindrucken lassen. Maria Böhmers Initiative zeugt von einer integrationspolitischen Ratlosigkeit, die sich mit bürokratischem Aktionismus tarnt. Worum es wirklich geht, sagt in schöner Klarheit der mittlerweile berühmte Berliner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky: Integration funktioniert über Arbeit - und scheitert, wenn der Sozialstaat zahlt ohne echte Gegenleistung. Das wissen übrigens auch erfolgreiche Einwanderungsländer.
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