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WAZ: Brüderles Krokodilstränen - Kommentar von Wilfried Beiersdorf

Essen (ots)

Ostern naht. Für einige ADAC-Manager ist das die
Zeit, ein Ritual zu pflegen: Alle Jahre wieder sehen sie sich in der 
Karwoche von steigenden Spritpreisen umzingelt und werfen den 
Öl-Multis "Preiswucher" vor. Einige Boulevard-Zeitungen basteln 
daraus umgehend "Benzin-Wut"-Schlagzeilen, was bei bestimmten 
Politikern automatisch empörte Erklärungen auslöst. Gestern war es 
wieder soweit.
Verkehrsminister Ramsauer ließ wissen, wie unerträglich es sei, dass 
die Ölkonzerne pünktlich zur Hauptreisezeit an der Preisschraube 
drehten. Dumm nur, dass die Spritpreise seit Wochen Achterbahn fahren
- was ein Zeichen für einen harten Preiskampf ist. Am Montag kostete 
der Liter Super bei vier nebeneinander liegenden Tankstellen in Essen
zwischen 1,36 und 1,46 Euro. Von Preisabsprachen also keine Spur.
Dennoch hat sich auch Wirtschaftsminister Brüderle "mächtig 
geärgert": 1,44 pro Liter Super - "das ist schon happig". Stimmt. Das
ist vor allem auch deshalb happig, weil der Staat von den 1,44 Euro 
pro Liter Super knapp 90 Cent Steuern und Abgaben kassiert. Vor 
lauter Krokodilstränen sieht Brüderle offenbar nicht mehr, dass der 
Öl-Reibach zwischen Förderung und Verarbeitung gemacht wird. An den 
Zapfsäulen sind die Gewinne eher mager. Das werden die vielen 
mittelständischen Tankstellenbetreiber dem Minister gerne bestätigen.

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Telefon: 0201 / 804-6528
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