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WAZ: Schweigende Mehrheit. Kommentar von Dirk Hautkapp

Essen (ots)

Gläubig und liberal zugleich - das galt in der deutschen Debatte über und mit dem Islam bisher als Unding. Nun erheben Muslime ihre Stimme, die anhand ihrer eigenen Biografie zeigen, dass man den Koran sehr wohl zeitgemäß, individuell und integrativ auf dem Fundament der demokratischen Grundordnung leben und weiterentwickeln kann.

Den Initiatoren ist Stehvermögen und Unterstützung zu wünschen. Ihre Programmatik ist nicht ohne: Ein Ja zu Homo-Ehe und Ehe ohne Trauschein, eine Absage an die absolute Wahrheitsapostelei, gelebte Gleichberechtigung von Mann und Frau, ein auf echten Dialog ausgerichtetes Religionsverständnis - für die oft in altem Denken verhafteten etablierten Verbände, die sich anmaßen, den Islam in Deutschland zu repräsentieren, ist das starker Tobak. Sie könnten versucht sein, die Konkurrenz nach Kräften zu bekämpfen.

Das wäre der falsche Weg. Eine Anfeindungskampagne wird nicht nur die Politik auf den Plan rufen müssen. Die sucht seit langem bis hinauf in die Islamkonferenz des Innenministers einen frischen, liberal gestimmten Ansprechpartner in der zersplitterten Moslem-Gemeinde. Auch die Verbände selbst würden sich keinen Gefallen tun, die "Neuen" zu isolieren und ihre erfreulichen Argumente zu ignorieren. Die schweigende Mehrheit in der muslimischen Gemeinde wird das nicht hinnehmen.

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