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WAZ: Pisa nervt - und nützt - Kommentar von Birgitta Stauber-Klein
Essen (ots)
Besser als Großbritannien und Frankreich, schlechter als diese Tigerstaaten mit der 60-Stunden-Woche für Grundschüler: Die Pisa-Ergebnisse für Deutschland sind ganz ordentlich, besser als der Durchschnitt jedenfalls. Man könnte auch sagen: langweilig. Womöglich reizt das nun Experten aus Wissenschaft, Politik und Medien, zu rufen: "Hört auf mit diesen Bildungsstudien." Von Vermessung der Schule ist die Rede, von Inhalten, die nur deshalb zum Wissenskanon gehörten, weil sie testbar seien.
Mag sein, dass es nervt, nicht über ein gehobenes Mittelmaß hinauszukommen. Tatsächlich aber hat sich seit dem Pisaschock der Jahrtausendwende erstaunlich viel im deutschen Bildungswesen verändert - und verbessert. Durch den Blick auf andere Länder haben wir zum Beispiel gelernt: Wichtiger als die Schulstruktur (dreigliedriges System oder Gesamtschule) ist der Unterricht, ist der Blick auf das einzelne Kind. Fördern statt abschieben - so lautet nun die Devise.
Pisa verschärfte aber auch das Gerangel unter den Bundesländern - hier die starken Bayern und Sachsen, dort die schwachen Bremer, Berliner und Nordrhein-Westfalen. Damit ist nun Schluss: Den Pisa-Bundesländervergleich (Pisa E) haben die Kultusminister abgeschafft - zugunsten eines Ländervergleichs im Fünf-Jahres-Rhythmus, der sich nach den (selbstgesteckten) nationalen Standards richtet.
Am Beispiel Italien zeigt sich, welchem Druck sich die Bundesländer entziehen: Die Provinzen Trient, Friaul und Venetien sind auf dem Niveau der internationalen Spitzengruppe, das benachbarte Ligurien aber ist abgeschlagen. Man muss Tests nicht mögen um festzustellen, dass der Unterricht am Mittelmeer genauer betrachtet werden sollte. In Deutschland ist Bildung die Angelegenheit der Bundesländer, der Bund hat sich nicht einzumischen. Ohne Pisa E schmoren nun die Länder eher in ihrem Saft, weil ein Stück Konkurrenz zwischen Nord und Süd, SPD- und CDU-regiert wegfällt.
Das mag für die Verantwortlichen angesichts der knappen Finanzen, die kaum Investitionen zulassen, bequem sein. Man könnte auch sagen: Die Länder haben sich mit dem Gefälle abgefunden.
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