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WAZ: Ein Abbild europäischer Selbstlähmung - Kommentar von Stefan Schulte zu den Folgen der Krise in Italien für Europa
Essen (ots)
Manchmal steckt der Teufel nicht im Detail, sondern im großen Ganzen. Ob Italiens Fiasko eine neue Währungskrise auslöst, ist offen. Europa als Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft steckt längst in der Krise und in ihr fest. Die Briten nehmen Reißaus, die Anti-Europäer sind auf dem Vormarsch und die Gemeinschaft bröckelt weiter statt nach dem Brexit-Votum zusammenzurücken. Wie geschlossen und wie entschlossen Europa diesmal reagiert, wird aber darüber entscheiden, ob Italien mit Hilfe seiner Partner aus der Krise findet oder ob Italien seine Partner mit in die Krise reißt.
Wenn das kleine Griechenland den Euro an den Rand des Abgrunds gebracht hat, braucht es wenig Fantasie, sich die Folgen für den Fall vorzustellen, dass die drittgrößte Volkswirtschaft Europas in die Knie geht. Italien hat multiple Probleme: eine Bankenkrise, unvertretbar hohe Staatsschulden, die Wachstum auf Pump verbieten, eine jeden Mut raubende Jugendarbeitslosigkeit und nun auch noch eine veritable Regierungskrise. Zuerst die Banken zu retten, widerstrebt den meisten zu Recht. Allerdings kennt niemand die Folgen der Alternative, Großbanken einfach mal pleite gehen zu lassen. Vielleicht ist es auch besser, sie nicht kennenzulernen.
Italien ist ein Abbild europäischer Selbstlähmung: Weil die Politik die Schulden- und Wirtschaftskrise in Südeuropa nach all den Jahren nicht in den Griff kriegt, verlieren die Menschen den Glauben an die Gemeinschaft. Die Ursache auch für den Brexit liegt im Süden. Die betroffenen Länder wie auch ihre Partner blieben bei allen Reformen stets halbherzig. Das Ergebnis ist Stillstand. Der wiederum macht es den Populisten an den Rändern leicht, die Leute wahlweise von links gegen jeden Sparkurs oder von rechts gegen Europa an sich in Stellung zu bringen. Der einzige Weg sie zurückzudrängen wäre eine endlich überzeugende Krisenbewältigung - und Italien der beste Schauplatz dafür.
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