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WAZ: UN verhandeln über Atomwaffensperrvertrag: Pulverfass - Leitartikel von Markus Günther

Essen (ots)

Vom atomaren Wettrüsten war lange nicht mehr die
Rede. Die Angst vor einem Atomkrieg bestimmte die Debatten und
Demonstrationen der achtziger Jahre, doch seither scheint sich vieles
zum Besseren gewendet zu haben.Die Welt, so mag es scheinen, ist
sicherer geworden.
Doch der Schein trügt. Denn trotz Abrüstung und
Entspannungspolitik ist es nicht gelungen, die weitere Verbreitung
von Atomwaffen zu stoppen. Der Atomwaffensperrvertrag, dessen Reform
seit Montag in New York von den 183 beteiligten Ländern verhandelt
wird, hat sich in vielen Fällen als wirkungslos erwiesen. Die
zentrale Idee dieses Vertrages bestand 1970 darin, die
Nicht-Atommächte davon abzuhalten, Atomwaffen zu erwerben. Im
Gegenzug verpflichteten sich die Atommächte zur Abrüstung.
35 Jahre später ist die Bilanz ernüchternd. Mit Indien, Pakistan
und Israel ist der Kreis der (bekannten) Atommächte schon deutlich
größer geworden. Der Iran wird verdächtigt, Atomwaffen entwickeln zu
wollen, und auch Nordkorea, das die Welt am Vortag der Konferenz mit
dem demonstrativen Abschuss einer Kurzstreckenrakete provozierte, hat
womöglich schon Atomwaffen.
Der Ehrgeiz, Nuklearwaffen zu entwickeln, wird aus einer einfachen
und gefährlichen Logik gespeist: Wer die Bombe hat, gewinnt
politische Macht und ist nahezu unangreifbar. Wie diese teuflische
Logik durchbrochen werden kann, ist nach wie vor unklar. Der
rigorosen internationalen Kontrolle, wie sie von den Vereinten
Nationen vorgeschlagen wird, widersetzen sich nicht etwa nur die
Staaten, die im Verdacht stehen, nukleare Ambitionen zu haben. Auch
die Atommächte wollen die Kontrolle nur für die anderen, nicht aber
für sich selbst gelten lassen.
In den USA wird sogar erstmals seit Jahrzehnten über die
Entwicklung neuer Atomwaffen für einen „begrenzten Atomkrieg”
diskutiert. Das atomare Wettrüsten ist noch längst nicht vorbei. Die
Welt bleibt ein Pulverfass.

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