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WAZ: Kommentar von Gudrun Norbisrath: Kohle für Kultur – aber klar doch

Essen (ots)

Das Geld ist also mal wieder knapp. Da wird es wohl
nicht lange dauern, bis die uralte Frage aus Loch Ness auftaucht: Ob
wir denn keine anderen Sorgen hätten, als die Kultur zu fördern! Ja,
haben wir. Aber Kultur muss sein.
Dass die Kulturhauptstadt nicht kostenlos zu haben sein würde, war
immer klar. Dass die Errungenschaften der IBA Emscherpark nicht ohne
Geld erhalten werden können, ist schon lange klar. Dass die ganz
normale, die unspektakuläre Kultur überall in den Städten Geld zum
Überleben braucht – vollkommen klar! Und wir stehen da und wundern
uns. In Regionen, in denen die Kultur ihren festen Platz hat, staunt
niemand über Folgekosten. Da müssen wir wohl noch dazulernen.
Kultur muss sein. Die Menschen im Ruhrgebiet haben sich ihr nicht
eben überschwänglich genähert, aber sie haben ihre Skepsis abgelegt;
haben die populären Landmarken auf den Halden für sich entdeckt und
die anspruchsvolle Ruhr Triennale. Die Kultur ist im Ruhrgebiet
angekommen. Jetzt muss sie bezahlt werden.
Kultur muss sein. Jetzt nur keine beschämenden Aufrechnungen!
Ordentliche Schultoiletten, Stadttheater, Route der Industriekultur –
man kann das nicht gegen-einander ausspielen. Oper, Stadtbüchereien,
saubere Parks, Szenebühnen – all das ist wichtig. Und natürlich ist
das Land in der Pflicht. Die versprochene Verdoppelung der
Kulturausgaben ist überfällig; NRW liegt in Deutschland damit ganz
hinten. Wenn das Land will, dass Essen für das Ruhrgebiet
Kulturhauptstadt wird, dann muss es sich finanziell stärker
engagieren. Die Städte können das nicht bezahlen. Gerade weil sie so
klamm sind, brauchen sie ja den Titel – er soll neben
Selbstwertgefühl auch Touristen bringen, und einen Imagewandel. Das
Land hat Hilfe versprochen; jetzt ist es an der Zeit, konkret zu
werden.
Kultur muss sein: weil sie das Leben leichter, schöner, reicher
macht. Weil der Mensch nicht nur einen Magen hat, sondern auch eine
Seele. Kultur macht glücklich. Brecht, das alte Schlitzohr, wusste:
Wer glücklich ist, arbeitet besser.
Kultur muss sein. Und Kultur ohne Geld geht nicht. In
Recklinghausen entstand der schöne Satz: Kohle für Kunst. 1946/47 war
das wörtlich gemeint. Eigentlich ist es das heute auch.

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