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WAZ: SPD für lebenslanges Lernen: Weg vom Pampern, zurück zur Leistung - Leitartikel von Wilhelm Klümper

Essen (ots)

Die NRW-Genossen fordern verstärkte
Bildungsanstrengungen der Bürger. "Wir müssen zukünftig Menschen 
qualifizieren, statt sie zu versorgen", heißt es in der 
Gelsenkirchener Erklärung der NRW-SPD vom Wochenende. Die 
Qualifizierung sei nicht mit der ersten Berufsausbildung 
abgeschlossen. Vielmehr verlange der demografische Wandel und die 
Globalisierung ein lebenslanges Lernen.
Das ist eine gute Hinwendung zu den Wurzeln der SPD, die Mitte des
19. Jahrhunderts aus den Arbeiterbildungsvereinen hervorgegangen war.
"Wissen ist Macht. Macht ist Wissen", lautete eine der 
emanzipatorischen Losungen der frühen Arbeiterbewegung. Nur wer aus 
eigener Kraft und ehrlicher Arbeit sein Leben nicht meistern konnte, 
wurde von der Fürsorgeabteilung der SPD, der Arbeiterwohlfahrt, 
versorgt.
Die Gewichte zwischen der auf Leistung und Aufstieg des kleinen 
Mannes orientierten SPD und ihrer Abteilung Sozialarbeit haben sich 
in der Vergangenheit verschoben. Insbesondere nach 1968, als vor 
allem Lehrer und Sozialarbeiter in die SPD strömten, griff dort das 
sozialpädagogische Denken um sich. Nun zog jede Unbill des Lebens die
reflexhafte Forderung nach der sozial-pädagogischen Fürsorge durch 
den Staat nach sich.
Die NRW-SPD setzt in ihrer Gelsenkirchener Erklärung auf den 
"vorsorgenden Sozialstaat", der sich deutlich von einem Konzept 
"Privat vor Staat" abgrenzt. Die Genossen machen aber auch 
unmissverständlich klar, dass sich bei der Bildung alle erheblich 
mehr anstrengen müssen, um "innovative Produktentwicklung, 
internationale Konkurrenzfähigkeit und damit auch Sicherung von 
Arbeitsplätzen" zu erreichen. Das ist die deutliche Einstimmung der 
Bürger auf die Herausforderungen der Globalisierung.
Die SPD in NRW scheint verstanden zu haben, dass mit Pampern auf 
Dauer kein Staat zu machen ist. Es wird sogar zum Wettstreit um die 
Besten, die teilweise das Land bereits verlassen haben, geblasen: 
"Statt Export von Qualifikation braucht NRW den (Re)-Import von 
Talenten, zum Beispiel aus anderen Bundesländern und der EU."
Das von der SPD geforderte lebenslange Lernen ist die erfrischende 
Aufforderung, sich selbst für die Zukunft fit zu machen und sie 
dadurch auch aktiv mitzugestalten, statt sich auf die "Wohlfahrt" zu 
verlassen. Das gilt auch für die Kumpel aus dem Bergbau, denn sie 
können auf sehr gute Basisqualifikationen draufsatteln. Zukunft kann 
auch Lust machen. Vorausgesetzt, man begreift sie als Chance.

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Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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