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WAZ: USA im Irak ohnmächtig: Selbstdemontage ohne Ende - Leitartikel von Hendrik Groth

Essen (ots)

Der 11. September 2001 hat das Selbstwertgefühl der
Vereinigten Staaten schwer beschädigt und ist der Beginn der 
politischen und moralischen Selbstdemontage der Supermacht USA. Der 
Krieg gegen den Irak war als Antwort auf Osama bin Laden 
innenpolitisch und nicht außenpolitisch motiviert und somit zum 
Scheitern verurteilt. Zum vierten Jahrestag des Sturzes von Saddam 
Hussein wird die Ohnmacht Washingtons im Irak deutlich.
Massendemonstrationen gegen eine Besatzungsmacht und keine 
Aussicht auf ein Ende der Gewalt, der nach UN-Angaben mindestens 34 
000 Zivilisten zum Opfer gefallen sind. Nach den verheerenden 
Terror-anschlägen auf New York und Washington musste ein 
identifizierbarer Feind her. Afghanistan und die Taliban schienen zu 
schnell befreit bzw. besiegt. Der Irak geriet wieder ins Fadenkreuz. 
Deshalb wurde gelogen und Zusammenhänge konstruiert, deshalb wurden 
Kriegsgründe erfunden.
El Kaida hat nie im Irak operiert, Saddam Hussein hatte keine 
Atomwaffen. Zum internationalen Ansehensverlust der USA gehören auch 
das irakische Gefängnis Abu Ghoraib wie das US-Lager Guantánamo auf 
Kuba. Im Fall von Abu Ghoraib ist weiterhin unklar, wie weit die 
politische Führung von Misshandlungen Kenntnis hatte und auf Kuba 
wurde und wird systematisch das Recht ausgehöhlt.
Heute ist die Situation verfahren. US-Soldaten sind notwendig, um
ein noch größeres Chaos in dem Bürgerkriegsland Irak zu verhindern. 
Es gibt keinen politischen Masterplan, der perspektivisch eine 
Stabilisierung oder gar Frieden verspricht. In dieser Lage gewinnt in
den USA wieder die Innenpolitik die Oberhand. Die erstarkten 
Demokraten setzen Bush unter Druck, fordern Ausstiegsszenarien, ohne 
wirklich über die Konsequenzen eines Abzuges der US-Soldaten für die 
Region nachzudenken.
Wie wenig berechenbar Washingtoner Diplomatie in Krisenregionen 
ist, belegt eine kleinere Fußnote. So erlaubten laut "New York Times"
die USA den Äthiopiern vor kurzem, schwere Waffen aus Nordkorea zu 
kaufen. Zur Erinnerung: Nordkorea ist einer der von Bush definierten 
Schurkenstaaten. Auf Betreiben der USA wurden UN-Sanktionen gegen 
Nordkorea verhängt. Wenn aber Äthiopien Waffen braucht, damit 
Islamisten in Somalia von der Macht vertrieben werden können, dann 
dürfen offensichtlich auch offizielle UN-Entscheidungen unterlaufen 
werden. Der Zweck heiligt die Mittel, Realpolitik eben, allerdings 
auch ohne politischen Kompass.

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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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