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WAZ: Macht-Politik: Kohlestiftung und die Rolle Rüttgers' - Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Kohlerunden und kein Ende. Drei Mona-
 te nach dem beschlossenen Ausstieg aus den Steinkohlesubventionen 
dreht sich nun alles ums Personal. Wird Werner Müller Chef der 
Kohlestiftung oder bleibt der ehemalige Bundeswirtschaftsminister, 
was er ist: Konzern-Chef. Im Hintergrund ziehen und zerren sie bis in
die höchsten politischen Kreise an den Strippen. Ein kleiner 
Spaziergang durch das Interessen-Gestrüpp in der Causa Müller.
Was Jürgen Rüttgers will: Der NRW-Ministerpräsident will bei der 
Landtagswahl 2010 als Mister Strukturwandel auf einem roten Teppich 
in den glitzernden Bau eines Dax-Konzerns in Essen marschieren. Am 
schönsten marschiert es sich alleine. Ein Werner Müller als 
Stiftungsvorsitzender würfe lange Schatten auf den Teppich.
Was Rüttgers nicht will: einen Neben-König. Müller, da hat 
Rüttgers ein langes Gedächtnis, unterstützte die SPD im 
Landtagswahlkampf, und zwar mit Geld aus seinem subventionierten 
Konzern. Eine Wiederholung scheint Rüttgers nicht ausgeschlossen, 
zumal der Stiftungsvorsitzende einen guten Grund hätte, sich einen 
Regierungswechsel herbeizuwünschen: Mit neuen Mehrheitsverhältnissen 
ließe sich eine neue Satzung schreiben, eine, die die jetzt 
vorgesehene zeitliche Begrenzung des Amtes aufhebt.
Und dann sind da noch die anderen Größen im Land, Alphatierchen, 
die zu Gerhard Schröders Freundeskreis zählen. Jürgen Großmann, der 
alsbald RWE-Chef ist, Alfred Tacke, der Steag-Chef. Und wo steht 
eigentlich Thomas Fischer, der zwar dem Land als Großaktionär der 
WestLB verpflichtet ist, der aber im Sinne des Geschäfts den 
Börsengang für Müllers RAG abwickeln möchte. Irgendwie stehen da 
viele drumherum, um den Ministerpräsidenten.
 Also hat er sich festgelegt gegen Müller. Und er wird's versuchen, 
wie weiland Helmut Kohl: mit Aussitzen. Rüttgers will einerseits so 
lange an der Stiftung feilen, bis der RAG-Chef mangels Macht und 
Einfluss die Lust auf die Stiftung verliert. Und andererseits wird 
Rüttgers die Personalentscheidung so lange blockieren, bis Müller 
hinschmeißt. Rüttgers pokert damit hoch, sehr hoch. Denn die 
Kanzlerin will das leidige Thema gewiss nicht bis zum Jahresende 
durchschleppen. Sie wird sich zwar nicht mit Rüttgers anlegen wollen,
mit Beck, Steinbrück und IGBCE-Chef Schmoldt aber auch nicht. Und der
Ministerpräsident könnte sich leicht im Interessengeflecht 
verheddern. Die Einlassung von BDI-Präsident Thumann zu Gunsten 
Müllers war jedenfalls gewiss kein Zufall.

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Telefon: (0201) 804-8975
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