IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
1. Mai: Vassiliadis fordert von Arbeitgebern mehr Engagement in der Transformation
IGBCE-Vorsitzender Vassiliadis zum 1. Mai:
„Wir werden nicht akzeptieren, wenn die Industrie
die Lage zur Verlagerung von Produktion nutzen will.“
Zum Tag der Arbeit hat der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis von Industrie und Arbeitgebern mehr Engagement und Verantwortungsbewusstsein in der Transformation eingefordert. Zwar müsse der Staat die Rahmenbedingungen für den klimagerechten Umbau der Industrie noch massiv verbessern – gleichzeitig müssten aber auch die Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung stärker gerecht werden. „Wer über Jahrzehnte gutes Geld in Deutschland verdient hat, von dem erwarte ich auch, dass er jetzt mit uns gemeinsam durch diese Krise geht“, sagte Vassiliadis bei einem Besuch der Maikundgebung des DGB in Bremerhaven.
Die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise hat die Rahmenbedingungen für die besonders energieintensiven Branchen der IGBCE massiv verschlechtert. Der Staat müsse daher mit umfangreichen Investitionsanreizen und einem international wettbewerbsfähigen Industriestrompreis gegensteuern. „Im Gegenzug erwarten wir von den Unternehmen intelligente Transformationskonzepte und Garantien für Standorte und Beschäftigung“, so Vassiliadis. „Wir werden nicht akzeptieren, wenn die Industrie die aktuelle Lage zur Verlagerung von Produktion nutzen will.“
Ohnehin hätten sich die Arbeitgeber zuletzt immer mehr aufs Mosern und Mäkeln konzentriert, statt selbstbewusst Herausforderungen anzupacken. „Es sollte uns stutzig machen, wenn sie ständig über Fachkräftemangel jammern, aber gleichzeitig die Reallöhne sinken, Millionen Menschen arbeitslos sind, die Beschäftigungspotenziale bei Frauen und Ungelernten ungenutzt bleiben“, sagte der Vorsitzende der zweitgrößten deutschen Industriegewerkschaft.
Statt diese Herausforderung als ihre eigene anzunehmen, hielten sich die Arbeitgeber lieber an die Beschäftigten und forderten „mehr Bock auf Arbeit“ – also de facto längeres Arbeiten. „Vielleicht ahnt man das im Manager-Turm nicht: Viele Menschen kämpfen schon heute mit Überlastung“, macht Vassiliadis deutlich. „Sie haben sehr wohl Bock auf Arbeit – aber auf Gute, partnerschaftliche, mitbestimmte, tariflich abgesicherte Arbeit. Sie haben keinen Bock auf Arbeitgeber, die – wissentlich oder nicht – Ausbeutung und Selbstausbeutung befördern.“ Offenbar seien einige Arbeitgeber im Gestern gefangen: „Dass auch auf dem Arbeitsmarkt längst eine Zeitenwende stattfindet, ist ihnen wohl entgangen.“
Auch beim Thema Streikrecht befänden sich die Arbeitgeber derzeit auf Geisterfahrt, machte der Gewerkschafter deutlich. Ihre Rufe nach einer Einschränkung dieses Grundrechts „sind nicht nur eine Unverschämtheit, sondern auch mit dem Freiheitsrecht des Grundgesetzes nicht vereinbar“, sagte Vassiliadis. Tarifverträge auf Augenhöhe setzten den Arbeitskampf voraus. „Streiken ist unser gutes Recht! Und wenn es sein muss, dann nutzen wir es auch!“
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