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Michelin-Konzern lehnt Alternativkonzepte der Arbeitnehmer ab - Verhandlungen über Sozialplan haben begonnen

Anfang März hat die Michelin-Konzernleitung alle Vorschläge der Arbeitnehmerseite zum Erhalt der Standorte und einem Teil der Arbeitsplätze abgelehnt. Die Beschäftigten in den betroffenen Werken sind enttäuscht und pochen jetzt darauf, dass Michelin seine soziale Verantwortung ernst nimmt und ihnen eine Zukunftsperspektive gibt.

Über 100 Seiten stark war das von IGBCE und Betriebsräten erarbeitete Papier mit alternativen Konzepten zum Erhalt der Werke des Reifenherstellers Michelin, dass im Februar dem Unternehmen präsentiert wurde. Es enthielt Vorschläge zur Bildung von Kompetenzzentren, höher spezialisierten Fertigungen, zur Zusammenlegung von Werken und selbst die Reduktion der Beschäftigtenzahl war kein Tabuthema, um Kosten zu senken.

Anfang März lehnte die Konzernleitung alle diese Vorschläge ab. „Das Unternehmen hat überzeugende und wirtschaftlich vernünftige Ideen abgelehnt. Michelin macht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den deutschen Standorten zum Opfer einer reinen strategischen Entscheidung. Ich persönlich bin sehr enttäuscht“, so Matthias Hille, Konzernbetreuer der Gewerkschaft IGBCE.

Der französische Reifenhersteller hatte Ende November vergangenen Jahres angekündigt, die Produktion an deutschen Standorten bis Ende 2025 schrittweise einzustellen. Von dem Stellenabbau wären mehr als 1.500 Beschäftigte betroffen. Die Werke in Karlsruhe und Trier sollen bis Ende 2025 geschlossen werden, in Homburg soll die Produktion von Neureifen und Halbfertig-Produkten eingestellt werden und das Kundenzentrum von Karlsruhe nach Polen verlagert werden.

In den vergangenen Tagen wurden die Beschäftigten in den Standorten Karlsruhe, Homburg und Trier darüber informiert, dass das Unternehmen trotz der Alternativvorschläge der Arbeitnehmerseite an seinen Plänen festhält. Die Enttäuschung und Frustration bei den Beschäftigten seien sehr hoch. Viele könnten noch immer nicht verstehen, warum durch diesen Kahlschlag Wissen, jahrelange Erfahrung, beste Qualität, Zuverlässigkeit und Flexibilität einfach weggeworfen werden, so Hille. Michelin schneide sich damit ins eigene Fleisch, denn es brauche sehr lange, um die komplette Produktion in dieser hohen Qualität und Zuverlässigkeit an anderen Standorten fortzuführen. „Das Unternehmen hat keinen Mut, um die Durststrecke am LKW-Reifenmarkt gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen zu überwinden. Es zeigt sich immer mehr, dass es nur noch darum geht: Wo kann am preiswertesten in Europa ein Reifen hergestellt werden, damit noch mehr Geld verdient werden kann?“ kritisiert Hille.

Am 14. März haben die Verhandlungen zum Interessenausgleich und Sozialplan begonnen und werden voraussichtlich mehrere Wochen andauern. „Wir werden alles daransetzen, dass Michelin seiner so oft beschworenen sozialen Verantwortung gerecht wird. Wer die Standorte mit guten Konzepten nicht weiterführen will, muss jetzt die nötigen Mittel für vernünftige Zukunftsaussichten der betroffenen Beschäftigten auf den Tisch legen.“

„Wir müssen in den Verhandlungen jetzt das Maximum für unsere Kolleg*innen rausholen“ sagt Lukas Kopaczewski, Gesamtbetriebsratsvorsitzender und wie seine 480 Kolleginnen und Kollegen am Standort selbst vom Arbeitsplatzverlust in Karlsruhe betroffen. „Die Menschen vertrauen uns und darauf, dass wir ihre Interessen im Fokus haben. Sollte das Unternehmen auch beim Arbeitsplatzabbau den größtmöglichen Profit für sich einplanen und uns billig abspeisen wollen, haben wir unsere Leute jederzeit hinter uns. Wir sind zu allem bereit, um für gute Zukunftsperspektiven zu kämpfen.“

„Es müssen über 60 Punkte in den Verhandlungen besprochen werden und wir Homburger werden ein starkes Augenmerk darauflegen, dass nicht nur für die 880 betroffenen Beschäftigten ein sehr guter Sozialplan verhandelt wird, sondern auch, dass unsere Standortleitung alles dafür tut, damit die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen eine langfristige Perspektive haben“, so der Betriebsratsvorsitzende Hans-Joachim Jordan zu Beginn der Verhandlungen.

Stefan Bungert – Betriebsratsvorsitzender des Trierer Standortes machte seinem Ärger in seiner Betriebsversammlung gegenüber dem Unternehmen Luft: „Nach mehr als 53 Jahren wird die Produktion am Standort Trier eingestellt. Diese Entscheidung ist für keinen Mitarbeiter im Werk Trier nachvollziehbar. Insbesondere da Trier gegenüber anderen europäischen Werken die beste Qualität bietet, die höchsten Produktionszahlen erzielt, außerdem sehr kompetente, qualifizierte und engagierte Mitarbeiter hat, sowie eine außerordentlich hohe Flexibilität aufweist. Dies alles zählt für Michelin jedoch offensichtlich nicht. Dem Konzern geht es ausschließlich um den größtmöglichen Profit.“ Er fordert für seine 90 Kolleg*innen einen Sozialplan, der einem Marktführer mit Milliardengewinnen gerecht wird.

„Bei den 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Customer Contact Center herrschen Frust und Enttäuschung nach der offiziellen Verkündung. Wir glauben nicht daran, dass Michelin unsere Expertise auch nur annähernd in den kommenden Monaten in Warschau aufbauen kann. Darunter wird nicht nur der gute Name Michelin bei unseren Kundinnen und Kunden leiden, sondern auch das Vertrauen in den Weltmarktführer“, betont Jens Neubauer – Betriebsratsvorsitzender Vertrieb, Logistik und den Zentralbereichen.

Für Rückfragen: Matthias Hille, Matthias Hille, Leiter IGBCE-Bezirk Mainz, matthias.hille@igbce.de, Tel.: +49 6131 286 33 17, Mobil: +49 151 11 34 69 99

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Die IGBCE ist mit mehr als 570.000 Mitgliedern die zweitgrößte Industriegewerkschaft Deutschlands. Sie gestaltet die Arbeitsverhältnisse für gut 1,1 Millionen Beschäftigte in mehr als einem Dutzend Branchen, darunter Chemie/Pharma/Biotech, Energie/Rohstoffe/Bergbau, Kunststoff/Kautschuk, Papier, Keramik oder Glas. Vorsitzender der Multibranchengewerkschaft ist seit 2009 Michael Vassiliadis. Hervorgegangen ist die IGBCE 1997 aus einer Fusion der IG Chemie-Papier-Keramik, der IG Bergbau und Energie und der Gewerkschaft Leder.  
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