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Fachkräftemangel in der Pharmaindustrie – vfa und IGBCE fordern politische Maßnahmen

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Gemeinsame Pressemitteilung:

Fachkräftemangel in der Pharmaindustrie – vfa und IGBCE fordern politische Maßnahmen

  • Fachkräftemangel bremst Wachstumsperspektiven der Pharmaindustrie
  • 176.000 Fachkräfte in pharmarelevanten Berufen fehlen lauf einer aktuellen IW-Studie schon jetzt
  • Koordiniertes Vorgehen von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften notwendig

Der Fachkräftemangel stellt die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der pharmazeutischen Industrie in Deutschland infrage. Die für die Pharmabranche zuständige Gewerkschaft IGBCE und der Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) fordern daher in einem gemeinsamen Positionspapier die Politik auf, dringend notwendige Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftepotenzials zu ergreifen.

Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die im Auftrag des vfa erstellt wurde, fehlen derzeit rund 176.000 Fachkräfte in pharmarelevanten Berufen. Besonders dramatisch ist die Situation in der Produktion, wo jede vierte Stelle nicht besetzt werden kann. Auch in Forschung und Entwicklung sowie IT-Berufen gibt es erhebliche Engpässe, die die Innovationskraft der Branche gefährden. Die pharmazeutischen Clusterregionen wie das Rhein-Main-Gebiet und Oberbayern sind besonders stark betroffen. Diese Engpässe behindern nicht nur die Weiterentwicklung der Branche, sondern auch die Versorgungssicherheit mit wichtigen Arzneimitteln.

Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des IW: „Der Mangel an passenden Bewerbern ist zu einem sektorübergreifenden Hemmnis für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts geworden und behindert in nahezu allen Branchen die unternehmerische Implementierung sowie Umsetzung notwendiger Transformationsprozesse.“

Francesco Grioli, IGBCE-Vorstandsmitglied, sagt: „Nur durch gemeinsames Handeln von Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften können wir der Transformation der Industrie und den demografischen Entwicklungen erfolgreich begegnen und sicherstellen, dass Schlüsselindustrien, wie die Pharmabranche, auch zukünftig in Deutschland wettbewerbsfähig bleiben.“ Er fordert: „Das gelingt nur mit einer Offensive für ,Gute Arbeit‘, mit mehr Ausbildung und mit lebenslangem Lernen. Voraussetzung dafür sind gefestigte Mitbestimmungsstrukturen, sich kontinuierlich weiterentwickelte Tarifverträge und gelebte Sozialpartnerschaft. Deutschlands wichtigste Rohstoffe liegen in den Köpfen und Händen. Fachkräfte entwickeln, gewinnen und binden müssen wir zur obersten Priorität machen.“

Han Steutel, Präsident des vfa, betont: „Die Pharmaindustrie steht vor großen Chancen aber auch Herausforderungen. Um die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland zu sichern, müssen wir alle Fachkräftepotenziale ausschöpfen, Produktivität steigern und gezielt Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen.“ Viel wichtiger noch: „Alle Beteiligten sollten zudem noch besser darüber nachdenken, wie wir gut qualifizierte Menschen aus anderen Branchen für die Schlüsselindustrie Pharma gewinnen können. Der Quereinstieg hat enormes Potenzial und ist vor allem auch eine Chance für jene, die sich heute mit dem Strukturwandel konfroniert sehen.“

Drei zentrale Handlungsfelder für die Politik

Vorhandene Fachkräftepotenziale besser ausschöpfen und „Gute Arbeit“ stärken: Es ist entscheidend, alle verfügbaren inländischen Fachkräftepotenziale auszuschöpfen. Dazu zählen die Integration von Frauen, älteren Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig müssen Unternehmen attraktive Arbeitsbedingungen schaffen und flexible Arbeitszeitmodelle anbieten. Die Politik muss bestehende Hemmnisse im Steuer- und Sozialsystem beseitigen.

Produktivität steigern und Weiterqualifizierung fördern: Um den steigenden Kompetenzanforderungen gerecht zu werden, müssen Weiterbildungsangebote gezielt ausgebaut und der Erwerb von Zusatzqualifikationen gefördert werden. Besonders wichtig ist es, An- und Ungelernte durch passgenaue Programme zu qualifizieren und den Quereinstieg in MINT-Berufe zu erleichtern. Die Bundesregierung sollte die bestehenden Förderprogramme zur Weiterbildung weiterentwickeln und den Zugang zu diesen Programmen vereinfachen.

Gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland: Die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland ist unverzichtbar. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet hierfür eine solide Grundlage, muss jedoch konsequent umgesetzt und weiter ausgebaut werden. Die Politik sollte sicherstellen, dass die Verwaltungsprozesse deutlich beschleunigt und zentrale Anlaufstellen für Unternehmen geschaffen werden.

Insgesamt hilft ein sozialpartnerschaftlicher Auftritt, in dem der Wert der Pharmaindustrie für den Industriestandort Deutschland und die Versorgungssicherheit auf der einen Seite und Vorteile „Guter Arbeit“ wie hohe Löhne, umfassende Tarifbindung sowie betriebliche Mitbestimmung auf der anderen Seite deutlich kommuniziert werden, um Menschen für die Branche zu gewinnen.

Der vfa und die IGBCE sind sich einig: Die im Positionspapier beschriebenen Maßnahmen sind notwendig, um den Wohlstand und die Innovationskraft Deutschlands zu sichern. Eine erfolgreiche Fachkräftesicherung ist nicht nur Aufgabe der Wirtschaft, sondern erfordert auch geeignete Rahmenbedingungen seitens der Politik.

Ansprechpersonen:

IGBCE: Isabel Niesmann, +49 511 7631 165, isabel.niesmann@igbce.de

vfa: Henrik Jeimke-Karge, +49 30 20604 205, h.jeimke-karge@vfa.de

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Industriegewerkschaft IGBCE
Verantwortlich: Lars Ruzic
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Königsworther Platz 6, 30167 Hannover
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Über uns
Die IGBCE ist mit mehr als 570.000 Mitgliedern die zweitgrößte Industriegewerkschaft Deutschlands. Sie gestaltet die Arbeitsverhältnisse für gut 1,1 Millionen Beschäftigte in mehr als einem Dutzend Branchen, darunter Chemie/Pharma/Biotech, Energie/Rohstoffe/Bergbau, Kunststoff/Kautschuk, Papier, Keramik oder Glas. Vorsitzender der Multibranchengewerkschaft ist seit 2009 Michael Vassiliadis. Hervorgegangen ist die IGBCE 1997 aus einer Fusion der IG Chemie-Papier-Keramik, der IG Bergbau und Energie und der Gewerkschaft Leder.  
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